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Logbuch der SY Seluna

8.-12. April 2010: Statia

Schon lange planen wir, nach St. Martin zu fahren, um dort die anstehenden Reparaturen in Angriff zu nehmen. Doch einen Ferienhalt wollen wir uns vorher noch gönnen. Statia liegt am Weg, ist nicht so bekannt und bei Seglern wegen ihres recht rolligen Ankerplatzes nicht so beliebt. Sie ist ziemlich klein, aber es soll schöne Wanderungen im Nationalpark geben. Wir haben uns also entschieden und weder Petrus noch Neptun haben etwas dagegen. Im Gegenteil: Die Überfahrt von Guadeloupe nach Nevis, unserem Nachthalt, wird zur Rauschefahrt. Mit unglaublichen 8 bis 9 kn düsen wir am immer noch rauchenden Vulkan von Montserrat vorbei. Er ist im Februar ausgebrochen und hat hier den Flugverkehr beeinträchtig – aber Ihr in Europa wisst ja, wie das ist… Jedenfalls hielten wir eine Meile Abstand von der Küste, da wir die Schwefeldämpfe vom Soufrière auf Guadeloupe noch gut in Erinnerung hatten. Der Anblick der beim Ausbruch vor vielen Jahren zerstörten Hauptstadt war auch aus der Ferne beeindruckend. Dann nach nicht einmal 11 Stunden nach dem „Anker-Auf“ in Guadeloupe erreichten wir die 70 sm entfernte Ankerbucht vor Nevis. Ein traumhafter Segeltag ging zu Ende und wir ins Bett. Wir müssen zugeben, dass uns das Segeln und Unterwegssein und das immer wieder Abschiednehmen von neu gewonnenen Freunden manchmal eher lästig ist. Doch hatten wir Glück, hier in der Karibik schon einige Überfahrten erleben zu dürfen, die einfach nur zum Geniessen waren, so wie diese.
Von Nevis aus war’s nur noch ein gemütlicher Tagesschlag zu unserem Ziel. Kurz bevor wir in der einzigen Ankerbucht der Miniinsel Statia einlaufen, begrüsst uns ein grosser, schwarzer Wal. Was für ein Empfang! Statia war einmal eine sehr reiche Insel und der Handelsmittelpunkt der Karibik. Das war im 18. Jahrhundert – und das ist lange her. Damals hat ein Posten von Fort Oranje ein Kriegsschiff der aufständischen britischen Kolonien mit Salutschüssen begrüsst. Es war dies der erste Salut für ein Kriegsschiff, das unter der Flagge der jungen Vereinigten Staaten fuhr. Die Amerikaner waren begeistert, die Briten weniger… Der britische Admiral George Rodney nahm die Insel kurzerhand ein und plünderte sie. Davon hat sie sich nie wieder erholt. Doch der Tag des Salutschusses wurde zum wichtigsten Feiertag von Statia – sie sind stolz auf ihre Geste. Aber zurück zur Gegenwart. Heute ist die Insel ein bisschen zwiegespalten. Sie kann sich nicht recht entscheiden, ob sie das Geld mit dem unübersehbaren Öllager und dem damit einhergehenden regen Tankerverkehr oder aber mit ihren (noch) intakten Naturschätzen über und unter Wasser verdienen soll. In unserem Seehandbuch steht geschrieben, dass bei Springtide mit Schweröl in der Bucht gerechnet werden muss. Und trotzdem kassiert der Marinenationalpark stolze 10US$ Liegegebühr pro Nacht in eben dieser Bucht. Wohlgemerkt gibt es dort ausser Sand und ab und zu einer Schildkröte nichts zu sehen. Den eigentlichen Marinepark, der weiter südlich sein soll, haben wir nicht besucht.
Klettertour
Stattdessen sind wir auf eine Empfehlung hin auf den Vulkan Quill gestiegen, dem mit 600m höchsten Berg der Insel. Die Vegetation ist ungewohnt: unten eher dorniges Gebüsch, dann wird es waldiger und grüner, der richtige Regenwald ist jedoch nur im Krater selbst zu finden. Auch die Tierwelt ist besonders. Bei jedem Schritt sieht man zwei oder drei kleine (wirklich winzig kleine) Echsen (= tree lizards) weghüpfen.
Einsiedlerkrebs
Einmal entdecken wir gar einen jungen Iguana, den wir an seinem unverwechselbaren Kragen erkennen. Fast so zahlreich wie die Echsen sind die Einsiedlerkrebse (also nichts mit Einsiedlerei…). Zum Paaren lassen sie sich in ihren Schneckenhäusern bis zum Meer hinunter rollen. Danach kraxeln sie wieder hinauf – einige gar bis ganz nach oben auf 600m. Unglaublich! Wie oft sie sich wohl paaren mögen?
ein Schlangenbild
Auch eine Schlangeart gibt’s zu bestaunen: den „red-bellied racer“, der tatsächlich ziemlich schnell ist. Und auch wir sind schnell! Denn plötzlich stehen wir oben auf dem Kraterrand. Der Ausblick auf die steilen, 300m abfallenden und dicht bewaldeten Kraterwände ist umwerfend.
Doch wir wollen weiter und suchen die Herausforderung. Wir folgen dem Kretenweg mal wandernd mal kletternd bis zum Gipfel. Oben erwartet uns ein Schild:
Mazinga-Gipfel drop-off
„Welcome to Mazinga“ – so lautete der indianische Name des Quills. Der Ausblick auf die Insel selbst, das Meer und unsere Seluna sowie die Nachbarinseln St. Kitts, Nevis und Saba ist einfach atemberaubend schön. Der ideale Ort für ein leckeres Sandwich von Leo und Grapefruits von Dominica. Ja, wir zehren immer noch von den Früchten, die wir dort gesammelt haben. Die Zeit auf Statia wird uns versüsst durch unsere äusserst sympathischen Ankernachbarn, eine Familie aus Berlin auf ihrer Taras. Sie sind sehr viel segelerfahrener als wir und nehmen gerade zum zweiten Mal ein Jahr Auszeit. Sie erzählen uns, es sei ihnen von einem Besuch auf Statia abgeraten worden. Der Ankerplatz sei zu ungeschützt und die Insel habe nichts zu bieten. Aber man darf eben nicht immer alles glauben, was andere Segler an Ratschlägen haben. Wir haben hier nämlich eine äusserst leckere niederländische Brownie-Backmischung erstanden!
Letzte Änderung am 26 06 2010 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt