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Logbuch der SY Seluna

30 Juli 2010: Die Natur in Kuna Yala

Das Leben unterwegs auf einem Segelboot unterscheidet sich dermassen von unserem früheren, dass wir schon ein ganzes Buch füllen könnten mit all den Sätzen, die anfangen mit: "Noch nie habe ich bisher...." So haben wir noch nie zuvor so viel gefleckte Adlerrochen springen sehen. Nämlich jeden Tag. Einmal direkt vor unserem Kanu. Nein, Moment mal, richtig müsste es heissen: Leo hat noch nie so viele gesehen. Ich seh sie nämlich nicht. Ich schau allermeistens in die falsche Richtung und höre sie dann nur noch landen.
Wir haben uns endlich auf die nächste Insel gewagt: Salardup. Dort hatten wir einen recht sonderbaren Ankerplatz. Denn etwa 400 Meter von der Insel entfernt hat es einen Sandhügel, der etwa fünf bis acht Meter unter die Wasseroberfläche ragt und gross genug ist, um unseren Anker zu halten. So waren wir sicher vor allen Stechviechern, aber lagen auch ruhig, da der Platz ringsum von Riffen und fünf kleinen Inseln gut geschützt wird. Und hier haben wir so viele Kalmare gesehen wie noch nie! Vorgestern schwamm eine ganze Gruppe von mindestens 38 Stück direkt vor unserer Seluna durchs kristallklare Wasser. Sie waren aufgereiht und schön der Grösse nach sortiert, abgesehen von dem einen frechen Kleinen, der sich wohl schon für etwas grösser hielt... Sie liessen sich vor und zurück treiben. Es war ein Schauspiel! Wie ihre Augen leuchten, wenn sie nach oben schauen! Und wie sie sich ganz langsam unter dem Bug durchschoben, einer nach dem anderen. Bis sie wieder irgendetwas erschreckte, sie alle rechtsumkehrt machten und nach einer Weile das Schauspiel von vorne begann. Wir sassen da, beobachteten sie lange Zeit und fragten uns einmal mehr, warum wir in unseren früheren Segelferien nie so viele Tiere wahrgenommen hatten. Vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass wir nun Zeit haben und sie uns auch nehmen.
Kalmarbildli Pelikan, Sonne, Kitsch
Es gibt hier Vieles zu entdecken. Wunderschöne weisse Blumen mit ganz langen weissen Fäden zum Beispiel. Und schwarze Vögel, die tagsüber auf der einen Insel fressen, nachts versteckt zwischen den Mangroven schlafen. Unser Ankerplatz war dazwischen, so dass sie jeden Tag zwei Mal zwitschernd vorbeizogen. Es leben auch viele Pelikane hier, wobei die ganz anders fischen, als ich es von Mexiko her kenne. Hier fliegen sie nur wenige Meter über dem Meer. Und wenn sie einen Fisch sehen, tauchen sie im vollen Flugtempo ein. Dabei sieht es so aus, als ob sie immer zu spät reagieren würden. Der Kopf taucht ins Wasser, der Rest fliegt drüber weiter. Aber den Fisch haben sie tatsächlich im Schnabel. So gesehen könnte man das erfolgreiche Bruchlandung nennen.
Bild einer Badeleiter
Dann wäre da noch der braun-grüne Feilenfisch, der lange Zeit unseren Ruderkasten bewohnte und unsere Badeleiter geputzt hat. Lustig schaut der aus, weil er kopfüber schwimmt und sich recht anstrengen muss, um auch die oberste Sprosse putzen zu können. Und dann war da noch der eine Besucher in Salardup. Ich war in mein Buch vertieft, als ich ein Schnaufen hörte, das immer näher kam. Ich zog mir erst mal eine Hose an, um den Schnorchler nicht zu sehr zu erschrecken. Hab mir schon überlegt, ob wir ihm denn eine grosse Languste für's Abendessen abkaufen würden. Erst dann erkannte ich, dass es ein Delfin war, der uns leider nichts von seinem Fisch abgeben wollte.
Eines Nachts sahen wir grüne Lichter im Meer. Es waren kleine, knallgrün leuchtende Würmer, die im Kreis schwammen und dabei etwas Lumineszierendes ausstiessen. Jedenfalls sah es so aus. Aber Ihr ahnt es schon: So etwas haben wir noch nie zuvor gesehen. Gerne wüssten wir mehr über diese Tiere. Ob sie so jagen? Es war auf alle Fälle wunderschön anzusehen, wie mehr als ein Dutzend dieser Tiere verblüffend helle Kreise aufs Meer zeichneten und das direkt hinter unserer Seluna.
Ihr seht, es gibt hier jede Menge zu entdecken. Leider auch verschiedenste Arten von Mücken, Sandfliegen und ähnlichen eher lästigen Beiss- und Stechviechern. Eine Mücke war so gross, dass ich beim Draufhauen innehielt und sie ganz verblüfft anschaute. Sie war irgendwie gar nicht verblüfft und stach einfach so. Aua. Es soll hier auch grössere Beissviecher geben, wie Kaimane, Krokodile und Haie. Gesehen haben wir bisher weder noch und hoffen, dass wir zu gross für ihre Mäuler sind.
Ihr glaubt gar nicht, wie sehr wir es geniessen, Zeit zu haben, um Tiere zu beobachten, um die Natur um uns zu entdecken, um Menschen kennenzulernen, um am Schiff zu arbeiten (Das schreib ich nur, damit Ihr nicht das Gefühl habt, wir würden hier Ferien machen!). Und um wieder zum roten Faden zurück zu finden: Noch nie habe ich so viel darüber geschrieben, was wir den ganzen Tag so tun.
Letzte Änderung am 27 08 2010 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt