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Logbuch der SY Seluna

Ein Jahr unterwegs!

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Ein Jahr ist's nun her, dass wir ihn gewagt haben: den Sprung ins kalte Wasser! Wir haben die Schweiz für eine Weile hinter uns gelassen und sind auf unsere Seluna gezogen, um ein Stück der Welt zu entdecken. Was für ein verrücktes, vielseitiges und intensives Jahr haben wir erleben dürfen! Wir sind so reich an neuen Eindrücken und Erfahrungen und so sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, dass wir kurzum alle für verrückt erklären, die auch gern möchten, aber den Absprung nicht wagen! Selber schuld.
Nach einem Jahr sind wir nun in Panama. Schon! Oft wurden wir gefragt, wovor wir auf der Flucht seien. Vielleicht vor unserem sich leerenden Bankkonto? Jedenfalls muss die Flucht ein Ende haben. An viel zu vielen Orten unserer Reise hatten wir nicht genügend Zeit, weil das Wetter uns weiter drängte. Drum brauchten wir tatsächlich ungefähr drei Monate hier in Kuna Yala, um einfach nur anzukommen.
Abgrundbild Hüpfbild
Jetzt sind wir wieder voller Entdeckungsgeist und haben ihn - zusammen mit fünf Freunden - wieder gewagt: den Sprung ins kalte Wasser! Kuna-Indianerin Lisa führte uns auf eine Rivertour. Über Fusspfade kamen wir an zwei Kuna-Friedhöfen vorbei. Die Gräber waren durch Palmendächer vom Regen geschützt. Ein paar Gegenstände des Verstorbenen zierten die Grabhügel. Und bei einem Medizinmann waren gar Tierkiefer und andere Medizinutensilien aufgehängt. Die Kuna gehen oft am Sonntag am Grab ihrer Ahnen picknicken. Dieser Ort hat überhaupt nichts Gruseliges an sich, wie das in Europa oft der Fall sein soll. Nur die Sandfliegen verjagen einen dann doch irgendwann. Jedenfalls uns Hellhäutige. Die Kuna schienen völlig unbeeindruckt. Weiter ging's durch den Urwald, den ich mir viel urwaldiger vorgestellt hatte. Er war gar nicht so grün, die Baumbestände nicht so alt. Dafür kamen wir an ein paar kleinen gerodeten Flächen vorbei, wo die Kunas allerlei anpflanzen. Am Wegrand sahen wir wilde Ananas und eine der zig Ingwersorten.
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Und Blattschneideameisen! Ganze Invasionen davon liefen geschäftig in von ihnen angelegten Halfpipes hin und her. Faszinierend, wie sie so weite Strecken auf Blättersuche zurücklegen. Warum sie wohl nicht den nächsten Baum nehmen? Und warum sie wohl die Blätter auf ihren Strassen in beide Richtungen tragen? Aber wir machen das ja mit unseren Rucksäcken auch... Jedenfalls trugen wir sie den Weg hoch bis zu einem Wasserfall, wo wir dann sehr vergnügt ins kühle Nass sprangen! Zum Glück hab ich ohne Brille nicht gesehen, wie hoch das war! Später wieder mit Brille hab ich dann einen grossen Leguan entdeckt, der uns schon die ganze Zeit beim Plantschen zusah. Nach dem Picknick - nein, wir haben Sandwiches gegessen, keinen Leguan! - ging's durch den Fluss wieder hinunter, mal rutschend, mal springend, mal watend, mal schwimmend - aber auf alle Fälle immer ziemlich nass. Wir hatten einen riesen Spass!
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Wieder auf unserer Seluna angekommen, schüttelte uns Matthew durch: Hurrikan Matthew zieht nördlich von uns richtung Belize und beschert uns Südwind und leider auch einen recht rolligen Ankerplatz. Drum hiess es flüchten. Am Abend flüchteten wir zur Vonnie-T, ein schweres Stahlschiff, auf dem unsere Freunde Heike und Wolfgang leben. Vonnie-T lag vollkommen ruhig und unbeeindruckt durch die Wellen und so schlürften wir dort zufrieden einen heissen Tee. Am nächsten Morgen flüchteten wir dann mit unserer Seluna in den Swimming-Pool. Bestimmt waren es amerikanische Segler, die diesem Ankerplatz und der nahegelegenen BBQ-Insel ihre Namen gaben. Aber treffend ist es allemal: Wir ankerten auf drei bis vier Meter Sandgrund - und zumindest von Postkarten wisst Ihr bestimmt, wie solch flaches Wasser in wunderschönen Türkis-, Grün- und Blautönen schimmert. (Hihi, der kleine Seitenhieb musste einfach sein.) Die Szenerie in den Holandes Cays ist wirklich malerisch. Und durch die Strömung gibt's auch allerlei Fische zu sehen. Den Ein-Meter-Barrakuda hätten wir beim Schnorcheln allerdings lieber nicht gesehen. Besser an der Angel! Und dann passierte es, wie jeden Abend: Die Sonne ging unter. Wir waren müde. Ich dachte, ich könnte noch ganz entspannt ein paar Schweinefettresten an einem Haken baden.
Fischbild
Angeln sei ja entspannend, sagt man. Ne, stimmt nicht. Nach keinen 30 Sekunden hatte ich schon einen Schnapper dran. Ja, toll! Dann hiess es also entschuppen und ausnehmen und sich währenddessen von den durch den Schein der Stirnlampe angezogenen Mücken stechen lassen. Wirklich sehr entspannend. Aber dafür waren die Filets sehr lecker!!!
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Am nächsten Nachmittag kam ein Kuna vorbei und fragte, ob wir sein Handy laden könnten. Er gab uns dafür ein paar frische Limonen und eine Hand Bananen und lud uns zu sich in die Hütte ein. So viel Gastfreundschaft und Freundlichkeit! Ihr seht, wir fühlen uns wohl hier und haben doch glatt beschlossen, ein ganzes Jahr hier zu bleiben. Verrückt? Nein. Wir geniessen ganz einfach nur unser Leben.
Letzte Änderung am 17 12 2010 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt