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Logbuch der SY Seluna

Wir fahren nach Costa Rica... [Teil 1]

In Panama gilt unser Touristenvisum für ganze sechs Monate. Doch dann heisst es für mindestens drei Tage ausreisen. Bei uns war's soweit und wir haben uns für einen Trip nach Costa Rica mit einem anschliessenden Grosseinkauf in Panama City entschieden. Unsere Seluna blieb so lange in den West Lemons, Kuna Yala, vor Anker. Gute Segelfreunde warfen eine Auge auf sie und gossen unsere Kräuter und die Aloe Vera. Unser Abenteuer Landurlaub konnte beginnen! Für uns hiess es auch, das erste Mal seit Beginn unserer Reise nicht auf dem Schiff zu schlafen und Seluna für ein paar Tage zurück zu lassen. Wir waren ziemlich aufgeregt!
Copyshopbild
Frühmorgens ging's mit dem Wassertaxi nach Cartí ans Festland. Tatsächlich ging auch immer mindestens einer der beiden Motoren. Und so erblickten wir schon bald Cartí, ein grosser Ort im Kunaland, der gleich auf mehrere, eher überbevölkerte Inseln verteilt ist. Vom grossen Anlegesteg aus ging's dann weiter mit dem 4WD. Den braucht's auch. Gleich nach dem Passieren der Grenzkontrolle von Kuna Yala gleicht die Strasse einer Achterbahn. Und all die Monate auf dem Meer konnten nicht verhindern, dass mein Gesicht immer blasser wurde. Endlich bogen wir auf die Hauptstrasse nach Panama City ein, mein Magen beruhigte sich und schon bald erblickten wir das erste Mal auf unserer Reise den Pazifik und daneben die sehr beeindruckende Skyline der Hauptstadt. Sie ist das Paris von Panama, das Zentrum des Landes mit den meisten Einkaufsmöglichkeiten. Und die Panamesen sind schlau: Kurz vor Weihnachten werden die Preise um teilweise mehr als 50% gesenkt, was die Riesenauswahl an Gütern auch für das nächste Ausland höchst attraktiv macht. Es werden Weihnachtseinkaufstrips nach Panama City von ganz Mittelamerika aus angeboten. Die Stadt ist voll von Mexikanern, Hondurasern oder -flitzern, Nicaraguaneten, Kolumbesen, Venezulanern und zwei Schweizern. Es weihnachtet und überall laufen die gleichen drei Weihnachtslieder, die man irgendwie nicht mehr aus den Ohren kriegt. Zwei Tage lang kundschaften wir die Einkaufsmöglichkeiten aus und organisieren unsere Weiterreise.
Panama City-Bild
Unser Hotel in Panama ist nicht gerade im Touristenzentrum gelegen und in dem ausgeliehenen und etwas überholten Lonely Planet steht, man sollte in dem Quartier doch lieber nicht zu Fuss gehen. Das sieht heute anders aus. Aber nachts oder allein hätte ich nicht unbedingt um die Häuser, Ruinen und kleinen Müllberge ziehen mögen. An einem Nachmittag gingen wir in die Fussgängerzone in der Nähe der Altstadt, wo wir fast die einzigen hellhäutigen Ausländer waren. Ein paar Mal sahen wir Menschen, die mit vorgehaltener Hand offensichtlich über uns lachten und in einem Laden zeigte eine Mutter auf uns und erklärte ihren Kindern, wir seien solche Gringos. Ihr Blick war nicht gerade freundlich und es änderte diesmal auch nichts, dass ich ihr - natürlich auf spanisch - erklärte, wir seien aus Europa und somit keine Gringos. Somit war das Shoppen nicht nur volles Vergnügen, aber immerhin konnten wir ein paar richtige Schnäppchen finden, wie eine Bluse und einen Wickelrock für je drei Dollar.
Dann ging's für uns mit dem Ticabus von Panama City nach San José. Eigentlich wollten wir gar nicht bis zur costaricanischen Hauptstadt und wären lieber unterwegs ausgestiegen, aber der Bus fuhr wegen eines Erdrutsches nicht wie üblich auf dem transamerikanischen Highway. Und wollten wir den Bus zurück wieder erwischen, war's einfacher, über San José zu reisen. Es sind gut 900 Kilometer bis dort und der Bus brauchte um die 17 Stunden. Los ging's um elf Uhr abends. Die Stunden bis zur Abfahrt verbrachten wir in der riesigen Allbrook Mall. So jedenfalls der Plan. Dann kam uns der Ladenschluss dazwischen und wir hingen in der Wartehalle rum, bis wir endlich einsteigen durften.
Nach etwa drei Stunden Fahrt kamen wir zur ersten Polizeikontrolle: Pass vorkramen und dann weiterdösen. Ein bisschen später gab's einen WC- und Kaffeehalt. Frühmorgens kurz nach sechs wurden wir eher unsanft geweckt. Wir waren an der Grenze. Jemand erklärte uns Fahrgästen, wir sollten schnell aussteigen, das Gepäck im Bus lassen und alle beisammen bleiben. So könnte er es vielleicht schaffen, dass wir nicht durch die Gepäckkontrolle müssen. Einmal noch gähnen, dann raus und sich an der langen Schlange hinten anstellen. Da sind wohl schon ein paar Busse vor uns angekommen.
Grenzbild
Wir waren also an der Grenze. Und da blieben wir auch für eine Weile. Anstehen, warten. Ein paar fliegende Händler verkauften Kaffee und ein paar Empanadas. Alles wirkte vollkommen unorganisiert und chaotisch. Problemlos könnte man jederzeit zu Fuss über die Grenze, ohne kontrolliert zu werden, wenn man denn wüsste, wo die Grenze überhaupt ist. Kein Wunder, gibt es so viele Strassenkontrollen überall im Land. Nach mehr als einer Stunde wurde dann tatsächlich ein (!) Schalter geöffnet. Also weiter anstehen. Tatsächlich schaffte es der Agent, dass wir Ticabusfahrgäste nicht durch die Gepäckkontrolle mussten, und so hatten wir schon nach über zwei Stunden den Stempel im Pass: ausgereist aus Panama. Resigniert stellten wir fest, dass das also erst die Hälfe des Prozederes sein konnte. Zu Fuss ging's hinüber zum anderen Grenzposten, den man genausowenig wie den panamesischen als solchen erkennen kann. Also erst mal durchfragen und den Schalter finden. Und wieder anstehen. Und auch nach dem zweiten Stempel war's noch nicht geschafft. Wir mussten alles Gepäck aus dem Bus holen und mal wieder warten, bis ein paar Zöllner die ganzen Taschen durchsuchten. Aber das hatte seinen guten Grund. Ein paar Fahrgäste hatten das Weihnachtsshoppen ernst genommen. Da fragte ein Zöllner, wem denn der Gaskochherd und wem der Flachbildschirm gehöre. Und eine Dame hatte gar so viele Einkäufe im Gepäck, dass sie nicht durchgelassen wurde und wir ohne sie weitergefahren sind. Alles in allem dauerte der Grenzübergang über dreieinhalb Stunden. Willkommen in Mittelamerika!
Aber wir wurden belohnt. [Teil 2 folgt bald]
Letzte Änderung am 21 12 2010 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt