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Logbuch der SY Seluna

Eindrücke aus Kuna Yala

Aquarium-Bild
Eine der grossen Freuden hier in Kuna Yala ist das traumhaft schöne Schnorcheln. Gerade sind wir dabei, die Riffe rund um die Coco Banderos zu entdecken. Das Wasser ist häufig klar und die Riffe so knapp unter der Wasseroberfläche, dass die Korallen und all die Fische in den unterschiedlichsten Farben schillern. Nirgendwo sonst haben wir so viele verschiedene Korallen auf so engem Raum gesehen. Die Riffe hier sind unglaublich gut intakt. Und so kommt es also, dass wir uns immer wieder den Bleigurt um die Hüften schnallen und mit der Kamera bewaffnet auf Sujetsuche gehen. Dabei haben wir so viele Langusten entdeckt, dass Leo die Kamera gegen einen Handschuh eingetauscht hat. Bisher allerdings hat er nur ein leider viel zu kleines Exemplar aus der Höhle ziehen können. Aber wir wissen, wo es wohnt und kommen vielleicht in ein paar Monaten wieder...
Haibild
Vor ein paar Tagen haben wir unseren kleinen Dinghyanker gleich neben einem Stück Holz in den Sand geworfen. Als ich schaute, ob der Anker auch gut liegt, kam mir der Baumstamm aber irgendwie komisch vor. Er hatte Rückenflossen... Ich traute meinen Augen nicht und stupste Leo an: "Schau mal, der Baum sieht ja aus wie ein Hai." Leo meinte nur trocken: "Das ist ein Hai." Es war der erste, den ich beim Schnorcheln gesehen habe. Er döste entspannt auf dem Boden liegend und liess sich durch uns überhaupt nicht beeindrucken. Mir erging es mit dem gut 2 Meter langen Ammenhai etwas anders... Schon imposant, wenn auch nicht gefährlich. Aber der Bauch sagt manchmal etwas anderes als der Kopf. Wir drehten eine halbe Runde um das Riff und sahen auf der anderen Seite eine Riesenschildkröte. Sie wurde begleitet von zwei Schiffshaltern, die beide gut einen halben Meter lang waren. Nicht ganz so gross, wie jener, der unter unserer Seluna wohnt und sich immer wieder gern über unsere Fischabfälle hermacht, aber es war schon ein beeindruckender Anblick. Schildkröten sieht man hier nicht so häufig. Obwohl sie offiziell geschützt sind, haben uns schon Segler erzählt, dass ihnen von den Kuna Schildkröteneier angeboten wurden. Auch haben wir schon einmal einen leeren Panzer entdeckt. Aber schwarze Schafe gibt es überall - Riesenschildkröten hingegen nicht. Ich war so baff von dem Anblick, dass ich beinahe den Hai vergass. Wir beendeten unsere Riffumrundung und da lag der Ammenhai immer noch ruhig und immer noch unbeeindruckt im Sand.
Kofferfischbild
Was man unter Wasser alles so entdeckt! Farbige Aquariumfische, schnelle Papageienfische, grosse Rochen, neugierige Barrakudas, langweilige Seewalzen, riesen Hirnkorallen und Hirschkorallen, leckere Barsche, hellgrüne Anemonen und wenn man genauer hinschaut auch mal einen Feuerwurm oder einen kaum verrosteten Container. Aber wie kommt der so unbeschadet hinter das Riff? Da hilft nur ein Blick in die Gerüchteküche: Man erzählt, der Container sei von kolumbianischen Drogenhändlern dort versenkt worden, um ihn als Drogenversteck zu gebrauchen. So wird berichtet, dass vor drei Jahren öfter mal ein kolumbianisches Schnellboot morgens früh dort Halt gemacht habe. Ein paar Taucher seien für eine Weile beschäftigt gewesen, dann seien sie wieder Anker auf gegangen und nur kurze Zeit später sei ein Lancha mit Kunas gekommen. Dieses Prozedere habe sich ein paar Mal wiederholt, nun aber scheint das Versteck nicht mehr in Betrieb zu sein. Aber wer weiss? Zum Glück haben wir nicht unserem Schatzsuchertrieb nachgegeben - vielleicht hätten wir mächtig Ärger bekommen...
Grillbild
Die Hochsaison ist in Kuna Yala ausgebrochen. Alle, die dieses Jahr in die Südsee oder zumindest durch den Panamakanal wollen, sind hier auf Schnelldurchreise. Wie wir von verschiedensten Weltumseglern gehört haben, ist die Wahrscheinlichkeit recht gross, dass sie es irgendwann bereuen werden, hier in der nennen wir es einmal kleinen Südsee nicht mehr Zeit verbracht zu haben. Jedenfalls gibt es an den Ankerplätzen gerade mehr zu sehen, als uns lieb ist. Aber dafür kann man das Herdenverhalten der Segler gut beobachten. Deutsche Segler gesellen sich gern zu deutschen, Amerikaner zu Amerikanern, Kanadier zu Kanadiern und ja, Schweizer gern zu Schweizer. Es ist halt doch angenehm, wenn man einfach mal wieder reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Farbe ins Geschehen bringen hier die Segler unter uns, die beispielsweise eigentlich Deutsche sind, dann aber nach Kanada ausgewandert sind. Es ist schon bemerkenswert, wie sehr wir uns im Sommer gleich auf fast jedes unbekannte Schiff gestürzt habe, um neue Menschen kennenzulernen und wie sehr wir nun gerade in einem diesbezüglichen Überfluss leben und uns eher etwas mehr Ruhe wünschen. Aber, hey, die Hochsaison bringt auch Vorteile, zum Beispiel nette Abende mit Grillfeuer am Strand oder eine ausgelassene Jassrunde - es gibt immer irgendwas zu feiern. Allerdings bekommen wir's nicht immer mit. So wurde im alten Jahr ein Kuna in einer fremden Hängematte erwischt. Kurz darauf, an Silvester, wurde Hochzeit gefeiert in den Westlemmons. Wir haben von den Eastlemmons aus das Feuerwerk bewundert, hatten aber keine Ahnung, dass dort nicht nur der Jahreswechsel gefeiert wurde. Nach Kunatradition sind Braut und Bräutigam dreimal aus der Hütte gekrochen und wurden von den Freunden dreimal wieder zurück getragen. Der Sahila ermahnte sie, was sie alles in der Ehe zu tun und nicht zu tun hätten und der Schamane tat sein Bestes für ein glückliches Zusammenleben. Dann zog der Bräutigam bei ihr ein, denn das Haus gehört hier den Frauen. So erzählt es Diesel Duck, die bei dem Fest dabei gewesen sind.
Ulu-Bild
Da kommt ein Kunaindianer angepaddelt und fragt, ob wir sein Handy aufladen könnten. Ja klar, gerne. Ob wir denn Strom hätten. Ja. Ob es denn auch kein Problem sei. Nein, natürlich nicht. Aber ob er vielleicht eine Kokosnuss für uns hätte? Da fragt er, ob es eine zum trinken oder eine zum essen sein soll. Und ein paar Stunden später ist sein Mobiltelefon aufgeladen und er schenkt uns zum Dank eine fertig geschälte Kokosnuss. Wie sehr haben wir uns darüber gefreut! Offensichtlich wusste er, wie ungeschickt wir Segler uns beim Schälen der Kokosnüsse anstellen. Oder kann jemand von Euch die harte Nussschale entfernen, ohne den Kern zu verletzen und ohne Milch zu verlieren?
Bild aus Nargana
Nargana ist ein Kunaort, eigentlich schon fast eine Stadt, jedenfalls für Kunaverhältnisse recht gross mit vielleicht grob geschätzten 500 Einwohnern. Und Nargana ist modern. Es hat sich von den Kunatraditionen abgewendet und hier sieht man tatsächlich betonierte Häuser, einige gar mit vergitterten Fenstern und einem mit Stacheldraht verzierten Zaun - nach bester Mittelamerikamanier eben. Nur noch wenige Frauen tragen hier die traditionelle Tracht. Dafür bringt ein lärmiger Generator all die sehnlichst erwünschten Vorzüge der "Zivilisation": rund um die Uhr spenden die Strassenlampen (oder sollte man sie hier Fussweglampen nennen?) Licht, Stromzähler verzieren die Hauswände und drinnen laufen die Flimmerkisten und Radios. All das ändert jedoch nichts daran, dass wir uns sehr willkommen fühlten. Wir entdecken in einem Garten einen Brotfruchtbaum und kaufen uns zwei Früchte, eine dritte wird uns noch dazu geschenkt. Essen für drei Tage für gerade mal einen Dollar. Ihr hättet den Mann sehen sollen, wie er auf dem Baum herumkletterte und von unten durch seine Frau zu den grössten und reifsten Früchten gelotst wurde. Die Menschen in Nargana waren überaus freundlich und haben auch gleich das halbe Dorf auf den Kopf gestellt, als wir am Sonntag eine Frage an den Flughafenbetreiber (der Flughafen in Nargana ist praktisch ein Einmannbetrieb) stellen wollten. Sie fanden ihn bei Freunden, wo er gerade am Essen war. Das Essen muss gut und reichlich gewesen sein, denn als er aus der Hütte trat, knöpfte er erst mal die Hose zu und bestätigte dann in seinem Büro die Flugbuchungen von unseren Freunden Fränzi und Martin. Später kauften wir in einem Laden ein bisschen Gemüse. Der Händler fragte, ob wir seine "Tienda Eidi" auf Facebook gesehen hätten. Für ihn seien alle Menschen gleich, gleiche Preise für alle. Dann kam das Kleingedrückte: Das seien jetzt doch grössere Ananas und die Tomaten seien eine andere Sorte und und und. Seine Frau kam uns zu Hilfe. Hinter der Kasse tippte sie die Preise. Die Hand Kochbananen koste 70 Cents, nicht etwa 1.70. Und sie beharrte auch darauf, dass es nicht ganz zwei Pfund Tomaten seien, und deswegen eben billiger. Ein bisschen veräppelt fühlten wir uns am Ende doch. Werden das nächste Mal wohl in einen anderen Laden gehen. Und wir lernten den äusserst sympathischen Frederico kennen, der uns von seiner - wie er sagt, sehr traurigen - Arbeit mit Behinderten berichtete. Auch bringt er den Schülern bei, den Abfall richtig zu entsorgen und nebenbei wäscht er die dreckige Wäsche der Segler. Die Maschine sei sehr modern und brauche für's Waschen nur 20 Minuten und weitere 15 für's Trocknen. Irgendwie überstieg das dann doch meine Vorstellungskraft, dass die Wäsche so schnell sauber und trocken werden könnte. Habe sie dann doch von Hand gewaschen...
Langustenbild
Es gibt einen ganz einfachen Spruch, den sich jeder - und gerade auch Reisende - zu Herzen nehmen sollte: Verhalte Dich nachhaltig. Da gibt es die Geschichte von dem Segler, der mithilfe einer Tauchausrüstung und einer Harpune seine grosse Gefriertruhe mit Fisch und Langusten auffüllte, um den Fang zu verkaufen. Damit nahm er den Kunaindianern eine wichtige Einnahmequelle. Irgendwann ist er aufgeflogen. Die Folge: seither ist Tauchen mit Flaschen in Kuna Yala verboten - in einem der schönsten Tauchreviere der Welt. Und da gibt's die Segler, die irgendwo auf einer Insel ein paar Palmwedel entdecken und ihren Hausmüll draufwerfen. Irgendwer wird es ja dann schon verbrennen und aufräumen... Besonders dreiste Segler haben hier gar Lautsprecherboxen auf diese Weise "ent-sorgt". Natürlich verbrennen wir diesen "Fremdmüll" mit und hoffen jedes Mal inständig, dass keine Dinge wie Spraydosen oder ähnliches darin sind... Auch denken einige, dass Aludosen und Glas brennen. Furchtbar, dass es Leute gibt, die keine Verantwortung für ihren Abfall übernehmen wollen. Aber auch auf andere Weise kann man es anderen Seglern schwer machen: Wenn man zu viel bezahlt. Es lohnt sich, sich die Mühe zu machen, die einheimischen Preise kennenzulernen. Und es ist auch völlig in Ordnung, wenn man als Ausländer ein bisschen mehr bezahlt. Aber da gibt es doch einige, die mit ihrem Geld herumklotzen, und gedankenlos bis zu zehn Mal zu viel bezahlen.
Dies einfach ein paar Eindrücke, die wir hier gesammelt haben. Über den Jahreswechsel bis Mitte Januar hatten wir Besuch aus der Schweiz von Fränzi und Martin. Wie sehr haben wir diese Zeit genossen! Was wir gemeinsam mit ihnen erlebt haben wird in einem nächsten Log zu lesen sein.
Letzte Änderung am 11 02 2011 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt