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Logbuch der SY Seluna

Februar 2011: Schnorchelzeit in Kuna Yala

Riffbild
Sie ist da, die Trockensaison! Seit Wochen hat es nicht mehr richtig geregnet. Die Sonne strahlt uns an und in den letzten Tagen hat sich auch der Wind gelegt. Ideales Schnorchelwetter! Noch nie war das Wasser so klar. Schon vom Dinghy aus kann man die zahlreichen Riffe in der Nähe von Sugardup und den umliegenden Inselchen bestaunen. Wie schön ist's erst unter Wasser! Immer wieder fahren wir hinaus, erkunden ein Riff um das andere und legen uns zwischendurch schlotternd in die Sonne, um wieder Wärme zu tanken. Wie sich die Riffe doch unterscheiden in ihrer Flora und Fauna. Wobei, halt, da meldet sich gerade mein Wissenschaftlergeist. Korallen und Anemonen zählen klar zu den Nesseltieren. Und Schwämme? Nun, vielleicht ist es also nur die Fauna, die uns hier so begeistert. Wir haben uns zwar auch schon um die Bestimmung von verschiedenen Meerespflanzen gekümmert, dies aber mehr aus kulinarischem Interesse. Und hier stehen wir noch ganz am Anfang. Also zurück zu den Lebewesen, die uns in erster Linie optisch begeistern.
Hirnkorallenbild
An einem Riffstück sehen wir fast nur Papageienfische. Um die Ecke herum, und schon fühlen wir uns mitten in einem Tropenaquarium. Rot leuchtende Röhrenschwämme stehen zwischen Elch- und Hirnkorallen. Leo identifiziert gar eine grüne Hirnkoralle, die es eigentlich nur im Pazifik geben soll. Sie lebt fast ausschliesslich von ihren symbiotischen Zooxanthellen, die Photosynthese betreiben. Deswegen die grüne Farbe. (Unserem Bestimmungsbuch sei Dank.) Wir entdecken auch ein paar grüne Anemonen und riesige Fächerkorallen. Schlangensterne klettern an Gorgonien hinauf. Und und und... Bei so vielen verschiedenen Korallen und kleinen Fischen, die sich dazwischen verstecken, übersieht man leicht die Rippenquallen, die manchmal rötlich schimmern, und denen ich dann doch lieber ausweiche. Auf der anderen Seite der Insel begegnen wir einem Adlerrochen, der durch das Wasser zu fliegen scheint. Sein Schwanz ist dreimal länger als sein Körper. Er hört einfach nicht mehr auf. Etwas später kommt der Rochen von hinten nochmal zu uns heran. Ist wohl neugierig geworden! Auf den Aussenriffen scheinen sich ganz andere Korallen wohlzufühlen als auf der Innenseite. Auch sehen wir aussen weniger Fische und komischerweise auch weniger Langusten. Im Gegensatz zu uns mögen sie doch eher das kühlere Wasser? Vielleicht haben wir sie auch einfach nicht entdeckt. Sie verstecken sich gut in den Riffspalten. Manchmal lugen nur ihre Fühlerspitzen verräterisch hervor.
Willi-Bild
Ein Riff sprüht nur so vor Leben. Und wenn man sich etwas Zeit nimmt, entdeckt man auch die kleineren Dinge, wie die braungelben Kofferfische, die gerade mal zwei Zentimeter lang sind. Oder einen orangen Feuerwurm, der aussieht wie ein überfahrener Tausendfüssler. Auf einem grünen Teppich sehe ich ein paar besonders schön arrangierte Weihnachtsbaum-Röhrenwürmer in den unterschiedlichsten Farben von gelb über rot und schwarz-weiss. Unbedingt will ich ein paar Fotos schiessen und mache dabei die grosse Entdeckung des Tages: Zwischen den Röhrenwürmern linsen mich aus kleinen Löchern grosse knallorange Augen an. Daheim angekommen wälzen wir unsere Bestimmungsbücher ohne Erfolg und tun dann, was jeder andere auch tun würde: wir geben dem kleinen Fischchen den naheliegendsten Namen: Glubschaugen-Willi. Und wie Ihr sehen könnt, ist Glubschaugen-Willi und seine Familie sehr fotogen! Aber natürlich ist immer dann die Speicherkarte im Fotoapparat voll, wenn man's nicht gebrauchen kann. Kann man das überhaupt jemals gebrauchen? Egal. Jedenfalls sind wir am nächsten Tag nochmal zurück zu Glubschaugen-Willi. Aber irgendwie konnten wir ihn nicht mehr finden. Vielleicht lag es daran, dass wir etwas abgelenkt waren. Leo vorallem durch den farbigen Kaiserfisch unter ihm, ich viel eher durch den grossen Barrakuda und den noch viel grösseren grauen Riffhai gleich vor mir! Der Barrakuda war äusserst neugierig und begleitete uns eine ganze Weile. Hab natürlich über den Anblick ganz vergessen, dass ich eine Kamera in der Hand habe... Der Riffhai war sehr viel schüchterner, was mir auch recht war. Trotzdem kam er noch zweimal in unsere Nähe und wir konnten wenigstens ein Beweisfoto schiessen. Noch lange werden wir an diesen grossen Tag denken, an dem wir Glubschaugen-Willi entdeckt haben. Nur noch etwa läppische eintausend weitere solche Entdeckungen und schon werden unsere Namen in einem Zug mit Alexander von Humboldt erwähnt. Ganz bestimmt. (Dazu ein Buchtipp für verschneite Wintertage: Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann erschienen im Rowohlt-Verlag. Humorvoll und unterhaltsam.)

Beweisbild

Letzte Änderung am 14 03 2011 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt