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Logbuch der SY Seluna

Einmal Portobelo retour

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Zusammen mit unseren Schweizer Freunden vom Segelschiff Aparima haben wir uns auf den Weg nach Portobelo gemacht um einzukaufen. Der letzte Grosseinkauf war schon fast ein halbes Jahr her und so langsam ging uns alles aus - ausser den Tomaten- und Maisbüchsen. Aber so viele Rezepte mit Tomaten und Mais gibt's irgendwie nicht... Nun, es war eine schöne Überfahrt. Zwar biss kein Fisch an, aber wir kamen so gut voran - Rumpfschrubben sei dank -, dass wir es in knapp 12 Stunden bis Portobelo schafften. Der bestgeschützte Platz war noch frei. Es scheint sich also doch nicht immer alles so schnell herumzusprechen unter den Seglern. Wir liessen den Anker in den Schlamm sinken und genossen den Geruch nach feuchtem Wald, das Zirpen der Grillen, das Hupen und Quietschen der Busse und den Blick auf die Urwaldriesen. Die Brüllaffen kündigten jeden Regen lautstark an - natürlich auch Mitten in der Nacht. Und die süssen kleinen Jetskis schaukelten uns sanft quer durch die Küche. Karibisches Idyll! In der grossen Bucht von Portobelo sind immer um die vierzig Segelyachten. Die Hälfte von ihnen wartet auf Backpacker, die nach Cartagena wollen. Die andere Hälfte sieht wesentlich gepflegter aus - Ausnahmen bestätigen die Regel. Und das sind die Weltumsegler und Weltenbummler, die eigentlich gar nicht in Portobelo sein wollen. Denn so schön ist's hier auch wieder nicht. Aber es gibt eben noch das eine oder andere zu tun, einzukaufen, zu erledigen... Ein paar von ihnen haben wir schon dort angetroffen, als wir das letzte Mal in Portobelo waren - vor einem halben Jahr. Im Internet bin ich auf einen Blog gestossen von Seglern, die nur einen Monat vor uns nach ganzen zwei Wochen in Kuna Yala einen kurzen Zwischenstopp in Portobelo einlegten. Und sie meinten, sie seien sehr enttäuscht gewesen von diesem Ort. Portobelo halte nicht, was die Panamaführer versprechen. Und - iii-wääh - es hätte dort so viele "Liveabords". Ganz offensichtlich halten sie sich also nicht für An-Bord-Lebende, sondern vielleicht eher als An-Bord-Um-Die-Welt-Hetzende...

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Diesmal wollten wir für einen Tag nach Panama City, um in diversen Läden all die Dinge auf unserer Einkaufsliste zusammen zu suchen, wie Fischerhaken, Schraubenzieher, uv-festen Nähfaden und Rindsfilets. Also gingen wir auf die Suche nach einem Fahrer mit Pick-Up, der uns sicher und zu einem vernünftigen Preis einen Tag lang herumkutschiert. Doch welche Segler wir auch fragten, alle schüttelten sie den Kopf. Unmöglich! Manche erklärten uns gar für verrückt... Und so verging eine ganze Woche bis wir endlich Jimmy fanden. Er war die perfekte Wahl! Er holte uns pünktlich (!!!) um sieben Uhr morgens ab und kannte alle Schleichwege. Und da wir den ganzen Ausflug generalstabsmässig durchgeplant hatten, machten wir das Unmögliche möglich: Vom El Tapiz zum Todo de Cuero, einen kurzen Stopp beim Centro Marino und weiter zum Abernathy (Fischereizubehör) an der Transistmica, der grossen Hauptstrasse. Derweil übte ich fleissig spanisch mit unserem sympathischen Fahrer. Er war ein interessanter Gesprächspartner: In Rio de Janeiro studiert, die Zeiten Noriegas hier in Colon er- und überlebt und sehr zuversichtlich über die Zukunft des Landes. Wir luden ihn zum Mittagessen ein und schon ging's zum Do-It und Rodelag (Haushaltswaren). Wir füllten den Pick-Up beim Price Smart fröhlich weiter mit Esswaren, bis Jimmy irgendwann meinte, die Ladefläche sei jetzt wirklich voll. Unterwegs nach Hause hielten wir noch an der Tankstelle für Eis für unsere Fleischeinkäufe und um ein paar Gallonen Diesel und Benzin zu kaufen. Nach 14 Stunden waren wir wieder in Portobelo. Und ein paar Dinghyshuttle später fielen wir alle - wenn wundert's? - todmüde ins Bett.

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Natürlich haben wir an anderen Tagen auch die Supermärkte in Colon und Sabanitas geplündert. Und freie Zeit dazwischen verbrachten wir mit Segler anquatschen, alle Einkäufe umfüllen und abpacken, vakuumieren und Abfall entsorgen, einer Flusserkundung und mit Geburtstag feiern! Ein Schiff hatte doch tatsächlich eine Schweizer Flagge an der Saling. Nichts wie hin! Das schweizerisch-amerikanische Ehepaar zeigte uns bei einer Ziibelewäie all ihre Näharbeiten. Wir fragten und fotografierten Details ohne Ende. Sie hatten wirklich viele Ideen und hatten für alles einen Überzug, seien es die Winschen, die Dieselkanister oder der Kompass. Wenn wir zu lange sitzen blieben, würde sie auch für uns einen Überzug nähen, meinte Manuela mit einem Augenzwinkern. Und dann mussten wir einmal mehr Abschied nehmen. Die Aparima-Crew segelte nach Bocas del Toro, um von dort aus dann in die Schweiz zu fliegen. Eine schöne Zeit hatten wir mit ihnen - doch leider viel zu kurz! Uns zog's zurück nach Kuna Yala, wo tatsächlich wenig später unsere Segelnähmaschine eintraf. Das war wie Weihnachten für uns. Leo näht begeistert alles, was in die Maschine passt. Und wenn's Wetter so schön ist wie gestern, geniessen wir beim Schnorcheln den majestätischen Anblick von vorüberziehenden Rochen und versuchen die Delfine anzulocken, die jeden Tag hier vorbei schwimmen. Es geht uns gut!
Letzte Änderung am 2 10 2011 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt