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Logbuch der SY Seluna

Ein bisschen dies und das von den Lemons

Leo war zweimal in zwei Wochen in Panama City - ich also das allererste Mal mehrere Tage ganz allein auf unserer Seluna -, um für uns ein Matrosenvisum zu ergattern. Er wird diesen netten Behördenspass à la Asterix und Obelix im nächsten Log beschreiben.
Relais-Bild
Wir haben zur Feier unseres neuen Visums unser Hausriff (sprich wir sollten dringendst Rumpf schrubben) von den West Lemons in die East Lemons verlegt. Endlich! Nach über drei Monaten waren die West Lemons sogar mir verleidet, obwohl ich ja die meiste Zeit im Bett lag. Die kurze Reise von gerade mal fünf Meilen hat mir allerdings deutlich vor Augen geführt, dass ich noch immer nicht gesund bin. Es wurde mir ganz schön schwindlig. Aber so langsam hat uns das normale Bordleben wieder. Die letzten Tage haben wir vorallem mit dem Einbau der neuen Ankerwinsch verbracht. Das Projekt hat dreimal so lange gedauert wie angenommen:
Winsch-Bild
Die Winsch ist ein bisschen zu lang, nur fünf Millimeter, die ganz einfach alles durcheinander bringen, die Kabel sind zu dick, um sie in der Winsch zu montieren (wer hat denn das erfunden?!?), die Schrauben am Ende einen halben Zentimeter zu kurz, wegen der Verstärkung, die wir noch anbringen mussten, unsere Metallbohrer sind zu klein, der ausgeliehene passt nicht an unsere Bohrmaschine, die ausgeliehene Bohrmaschine braucht zu viel Strom für den Inverter - und und und. Nein, wir kennen das Seglerleben schon zu gut, um uns darüber aufzuregen. Es ist einfach der ganz normale Wahnsinn auf dem Schiff. Und wir basteln fleissig weiter: einen Solarlüfter in der Vorschiffskoje für allfällige Gäste, eine selbst entworfene Ankerlampe aus einem Bambuswurzelstock und dank der revidierten Musikanlage kommen wir und all unsere Nachbarn in den Genuss von Bruckners Symphonien. Ja, wir geniessen das Leben in vollen Zügen.

In den letzten Tagen gab es so manche mehr oder weniger nette Abwechslung. Ganz besonders sympathisch war der Abend an Bord eines Seglerpaars aus Alaska. Gemeinsam mit zwei jungen Russen (die ersten Russen, die wir unterwegs kennengelernt haben) haben wir ihr selbstgebautes Holzschiff bestaunt, über unsere Reisepläne gesprochen, Früchtebrot und russische Süssigkeiten genascht und von Nola erfahren, wie man selbst Tofu macht. Jetzt fehlen uns nur noch die Sojabohnen.

Oberwasser-Bild
Weit weniger amüsante Bekanntschaft haben wir am Tag davor geschlossen. Ich las gemütlich ein Buch in der Koje und Leo war am Randen einkochen. Plötzlich meinte er, ich solle doch die Fliegengitter holen, es kämen Bienen ins Schiff. Aber bis ich begriff, dass er mit Bienen nicht zwei oder drei sondern eher hundert meinte, war ich zu spät dran. Es grenzte schon an eine Mutprobe, das Netz über den Niedergang zu hängen. Wir haben zwei Insektenspiralen angezündet und sind durch die Vorschiffsluke geflüchtet, während an diesem einen Fliegengitter innen wie aussen bestimmt 50 Bienen rumkrabbelten und summten. Wir wagten von aussen einen Blick in den Salon: an den Fenstern waren pro Seite gegen zwanzig Bienen zu sehen... Wie loswerden?
Unterwasser-Bild
Der Antiinsektenrauch schien nur einige von ihnen zu vertreiben. Aber kommt Zeit kommt Rat. Weil sie durch die Insektengitter nicht mehr ins Schiff konnten, verliess sie irgendwann das Interesse. Die Hartnäckigen haben's am Ende nicht überlebt: Ein Dutzend verendete im Randensaft - oh, Leo war mächtig sauer!!! Zwei bis drei weitere Dutzend haben wir mit der Fliegenklatsche erledigt. Auch so kann man einen Nachmittag verbringen: In der Sonne sitzen und darauf warten, dass der Bienenschwarm weiterzieht. Und dann schnell Après-Soleil eincremen...

---- Und so nebenbei ein kleiner Denkanstoss: Wenn ein panamesischer Arzt ein Rezept ausstellt für sagen wir zwei Tabletten während zwölf Tagen, dann bekommt man in der Apotheke genau 24 Tabletten im Blister, schön abgezählt in einem Papiertütchen. Auf diese Weise zahlt man nicht mehr als nötig und hat keine angebrauchten Medis zu Hause. Einfach genial! Ich wüsste nicht, wer ausser den Pharmafirmen etwas gegen diese Praxis haben könnte. Die Packungsbeilage bekommt man hier nur auf Anfrage. Dr. Dutari erklärte mir, das läge daran, dass die Patienten die Packungsbeilage nicht verstünden und das Medikament aus Angst vor den Nebenwirkungen dann gar nicht einnähmen.

Letzte Änderung am 15 06 2012 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt