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Logbuch der SY Seluna

Fatu Hiva: ein Fahrtenseglertraum wird wahr

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Fatu Hiva ist die südlichste Insel der Marquesas. Klein, aber oho. Nur zwei Buchten bieten den Yachten genügend Schutz vor den Wellen. Und eine von ihnen ist weltbekannt. Sie wird von vielen Seglern als die schönste Bucht der Welt bezeichnet, ein "Must-See". Ja, Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters, aber Hanavave finden auch wir einmalig. Wir ankern zuvorderst und können keinen Grund finden, warum dieser Platz noch frei ist. Er ist am besten geschützt und mit sechs Metern wäre er doch für jede Fahrtenyacht ausreichend tief. Vielleicht schreckt der auf den Karten eingezeichnete Unterwasserfelsblock die anderen ab. Aber er ist näher am Rand als die Karten vermuten lassen und er lässt sich gut erkennen. Und die mit über 40kn doch recht heftigen Fallböen treffen ja eh alle.
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Christian, ein ansässiger Künstler, tauscht mit uns Früchte gegen Parfüm und Seife. Die kleinen Parfüm-Flaschen, die wir für zwei bis drei Dollar in Panama City erstanden haben, sind hier der Renner. Sie riechen aber auch so lecker, dass ich sie selbst verwenden würde, wenn sie nicht in der Kiste mit der Aufschrift "Tauschen" wären. Viel mehr hätten wir davon kaufen sollen! Und was für ein guter Tausch: Schon oft haben wir von den Südsee-Pampelmusen gehört. Jetzt dürfen wir sie essen. Jeden Tag! Aber was keiner zu merken scheint: Die reifen Früchte schmecken ganz eindeutig nach Brombeeren. Fruchtig und lecker. Des Weiteren gibt's hier noch Zitronen, Mangos, Papayas und Bananaen. Aber die Mangos und Papayas hängen noch grün auf den Bäumen und die Bananen schmecken uns nicht so gut wie die panamesischen.
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Der Gendarme gab uns drei Tage. Danach müssen wir nach Hiva Oa weiterreisen, um einzuklarieren. Und die drei Tage nutzten wir. Wir gingen quer durch's ganze Dorf und trafen dabei auf zwei Männer, die gerade eine Art Totempfahl schnitzten. In zwei Wochen käme die Ara Nui, das grosse Fracht- und Passagierschiff, das alle paar Wochen von Tahiti aus die ganzen Inseln Französisch Polynesiens mit Gütern versorgt. Und es bringt 200 Touristen! Sie werden also diesmal mit einem Tor aus den beiden neuen Säulen empfangen. Weiter ging unsere Suche nach dem schönen Wasserfall. Die Beschreibungen führten uns ab und zu etwas in die Irre.
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Aber was tröstlich ist: Den anderen Seglern geht's kein bisschen besser. Wir gingen einen Weg hinauf, da kam uns ein Einheimischer mit einer Machete entgegen. Was wir denn suchen würden. Nun ja, den Wasserfall. Nein, völlig falsch. Er zeige uns den Weg. Und so gingen wir gemeinsam ein Stück zurück und er erzählte von seiner Arbeit. Er holt Kokosnüsse von den Palmen. Dafür werden Stufen in die Palmenstämme geschlagen. Die Nüsse werden geschält und unter Dächern getrocknet und dann wird das Kopra der Ara Nui mitgegeben.
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Etwas später kommen wir an einem sehr abgelegenen Haus vorbei. Die halbwilden Hunde bellen uns heftig an und zeigen aggressiv ihre Zähne. Zum Glück sind die meisten angeleint. Leo hat einen Stock in der Hand, ich ein paar Steine. Ja, wir wurden vorgewarnt. Und nun wussten wir auch, dass wir also sicher auf dem richtigen Weg waren. Weiter hinten im Tal war der Pfad mit Steinmannli markiert. Die gibt's wohl auch überall auf der Welt. Und dann kamen wir zu diesem etwa 100 Meter hohen Wasserfall. Es hatte nicht viel geregnet, aber trotzdem ist er sehr nett anzusehen. Ja, nett trifft es. Das Wasser fällt in einen Steinpool, in dem wir jede Menge crevettennartige Tiere sehen. Zum Teil so gross, dass wir uns fragen, ob sie nicht vielleicht doch ab und zu mal einen Touristen in die Zehen zwicken.
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Als wir zum Hafen zurückkommen, laufen uns die Kinder entgegen: "Monsieur, Madame. Can we visit your boat?" Doch da sehen wir unser Dinghy: pflotschnass und über und über verschmiert mit lila Fruchtfleisch. Wir werden ziemlich sauer. Und nein, solche Kinder wollen wir ganz bestimmt nicht auf unserem Boot.
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Fatu Hiva ist bekannt für die schönsten Handwerksarbeiten von ganz Französisch Polynesien. Zudem ist es der einzige Ort, an dem noch Tapa hergestellt wird. Hierfür wird Rinde flachgeklopft und bedruckt. Früher haben sie Kleidung daraus gemacht. Doch Baumwollkleidung ist doch weniger kratzig und so gibt's heute praktisch nur noch Tapa-Bilder zu kaufen. Leider konnten wir im Dorf keine finden. Alles ausverkauft. Dafür aber haben wir verschiedene andere Kunstwerke bestaunen dürfen. Figuren aus Stein oder Holz, Tiki genannt, die den grossen Steinfiguren der Ureinwohner dieser Inseln nachempfunden sind. Aber heute arbeiten die Künstler mit Diamantschleifmaschinen und brauchen für so ein Steintiki gerade noch zwei Tage - zwei Tage in Tropenzeitrechnung versteht sich. Schöne geschnitzte Anhänger aus Knochen oder aus Muschelkalk, Ketten, Haarnadeln, Schalen und allerlei andere Dinge können wir bestaunen. Gerne hätten wir ja auch etwas gekauft. Nur ist uns das alles viel zu teuer. Auf unserem Dorfrundgang sprach uns alle paar Meter wieder jemand an, wobei es stets freundlich und nie aufdringlich wirkte.
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Nicht umsonst werden die Inseln hier als die freundlichen Inseln bezeichnet. Ein kleines Mädchen von vielleicht fünf Jahren stand plötzlich vor uns und fragte, ob wir nicht zum Haus raufkommen möchten. Ja, aber warum? Sie hätten dort oben Kunsthandwerk. Wir gingen ihr also hinterher. Und das war eine gute Entscheidung! Ein paar Schritte ging es hinauf, durch einen liebevoll angelegten Garten zu einem Unterstand, der das Haupthaus mit der Werkstatt verband. Wir lernten ein junges, so sympathisches Paar, Marie-Iris und Tahaki, kennen und fanden hier das Souvenir, das wir unbedingt haben wollten. Wir hatten zuvor vorsorglich bei den Seglern herumgefragt, ob sie uns etwas Dollar gegen polynesische Francs wechseln könnten. Die Ausbeute hat nur leider nicht für dieses Kunstwerk aus geschnitztem Rosenholz gereicht, in das sich Leo gleich verliebt hatte. Also boten wir etwas von unseren Tauschgütern an. Als Marie-Iris das Parfum sah, leuchteten ihre Augen. Wir holten noch unsere alte Akku-Bohrmaschine und am Ende strahlten wir alle glücklich über den Tausch. So sollte es doch sein! Marie-Iris schenkte mir zum Abschied gar noch eine Kette, die sie mit Monoi-Öl bestrich, welches gegen Mücken hilft und blumig duftet.
Letzte Änderung am 4 06 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt