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Logbuch der SY Seluna

Mit den Teufeln schnorcheln?

Und so fahren wir also nach Hanamoenoa, diesmal mit etwas mehr Zeit im Gepäck. Was für eine gute Idee, denn diese Bucht wird uns für immer in Erinnerung bleiben! Das, obwohl wir hier in den ersten Tagen nicht wirklich viel ruhiger liegen. Einmal hab ich so richtig den Schaukelkoller und wir fahren kurzerhand an den Strand, um mal festen Boden unter den Füssen zu haben. Wir suchen uns ein paar Zitronen zusammen. Doch aufgepasst: Die Zitronenbäume haben gemeine Stacheln! Mit einem langen Stock holt Leo noch zwei Trinkkokosnüsse von der Palme und so geht's wieder durch die Brandung zurück zur schaukligen Seluna. Aber das Highlight in dieser Bucht sind ganz klar nicht die Zitronenbäume, sondern die Mantas (auch Teufelsrochen genannt).
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Jeden Tag sehen wir welche in der Bucht schwimmen, manchmal direkt neben unserem Schiff. Und so wagen wir uns dann ins Wasser. So allerlei Plankton und Quallen schwimmen hier rum und so manches Mal piekt und sticht es uns in die Hände, die Füsse, den Hals. Den Rest der Haut haben wir durch unsere langen Neoprenanzüge geschützt. Ein Kauf, der sich schon längst gelohnt hat. Und da entdecken wir sie: Zwei Mantas schwimmen auf uns zu. Der eine kommt immer näher zu mir, mit offenem Maul. Immer näher. Mir wird mulmig bei dem Anblick. Habt Ihr eine Ahnung, wie gross so ein Manta ist?!? Ich drehe meine Flossen zu ihm, um etwas Abstand gewinnen zu können. Und er, völlig unaufgeregt, dreht etwas ab und fliegt neben mir vorbei.
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Ich kann's nicht fassen. Und ich brauche eine Weile, um mich an das Schnorcheln mit so grossen Tieren zu gewöhnen. Mögen sie auch noch so harmlos sein. Das muss einem ja erst einmal in den Kopf. Also spiele ich ein paar Mal verkehrten Vogel Strauss und stecke den Kopf aus dem Wasser, um mal wieder tief Luft zu holen - bildlich gesprochen natürlich.
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Am nächsten Morgen stehe ich im Cockpit und sehe einen Manta ganz nah vorbei schwimmen. Ich folge ihm zum Bug. Er taucht immer tiefer ab und - holt Anlauf! Und ja, er springt fünf Meter vor unserem Bug aus dem Wasser und landet flach auf seinem Rücken. Auch diesen Vormittag schnorcheln wir wieder mit den Mantas. Ich bin schon viel mutiger und ruhiger. Wir schiessen Fotos ohne Ende. Und haben diesmal gleich zwei auf einmal im Bild. Aber auch das lässt sich noch steigern: Tagsdarauf können wir gleich vier Mantas beim Fressen zusehen. Der kleinste schwimmt einen Looping nach dem andern und scheint uns zeigen zu wollen, wie's richtig geht. Sie zeigen keinerlei Scheu, eher Neugier. Wohin wir uns auch drehen, kommt wieder ein Manta auf uns zu. Wir sind mitten drin und sie lassen sich überhaupt nicht durch unsere Anwesenheit stören. Ab und zu strecken wir den Kopf aus dem Wasser und juchzen uns vor Vergnügen zu. Erst als wir wieder zurück auf dem Schiff sind, merken wir, wie müde wir sind.
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Nein, in Hanamoenoa gibt es nicht "nur" Mantas. Auch entdecken wir zwischen all den vielen Fischen zwei Schwarzspitzenhaie, zwei Suppenschildkröten, eine Muräne und einen Oktopus, der immer wieder so lustig seine Farbe und auch die Struktur seiner Haut ändert. Er versucht, sich auf einem Stein als Koralle getarnt zu verstecken. Als Leo um ihn herum schwimmt, ändert er immerzu seine Farbe. Es scheint, dass er seine Tarnung nach dem Winkel zum Licht, in welchem Leo ihn sieht, anpasst. Sehr faszinierend, das zu beobachten.
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Aber trotzalledem: Wir wollen noch mehr Mantas sehen! Zwei Tage später entdecken wir wieder ein paar Flügelspitzen durch das Wasser pflügen. Nichts wie hin! Wir ankern unser Dinghy 20 Meter von ihnen entfernt und schwimmen das letzte Stück. Und wir trauen unseren Augen nicht: Gleich sieben (!!!!) Stück sind es dieses Mal. Und es ist eindeutig eine andere Gruppe als das letzte Mal. Mantas haben alle ihre ganz individuelle Farbzeichnung. Sie haben unterschiedliche schwarze Punkte an der Unterseite und manche sind auf der Oberseite noch etwas weiss.
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Wir fangen an mit ihnen zu spielen, tauchen ab, Leo dreht mit ihnen Pirouetten und schaut sie sich von unten an. Er schwingt seine Arme wie ein Manta und schon kommt einer näher und schaut sich das mal genauer an! Es ist ein Spektaktel! Unbeschreiblich, wie gleich vier Mantas gerade auf mich zu schwimmen. Ich sehe in ihre Mäuler und habe das Gefühl, fast auf der anderen Seite wieder hinaussehen zu können. Sie kommen immer näher und machen mich dann doch langsam etwas nervös. Ich halte den Fotoapparat weit von mir gestreckt. Sie gleiten langsam an mir vorbei, einer links, einer rechts, zwei weiter unten.
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Einer spielt ein bisschen mit mir. Kommt ganz nah ran, dreht wieder weg, kommt zurück, schwimmt unter mir durch und dreht sich um. Ja, er schwimmt auf seinem Rücken unter mir durch und schaut mich neugierig an. Unglaublich.
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Leo taucht ab und ein Manta schwimmt über ihm durch. Dann kommen nocheinmal zwei hinter her. Er denkt, auftauchen wär auch mal wieder nicht schlecht, aber wo?!? Und schon ist wieder einer über ihm. Sieben Mantas über uns, unter uns, ringsum, wohin man auch schaut, man sieht immer irgendwo einen. Manchmal gleich sechs auf einmal. Es ist einfach unbeschreiblich. Wir sind hin und weg, schauen uns unsere Mantafotos und -filme jeden Tag wieder mit Begeisterung an. Schnorcheln mit den Mantas - das bleibt für uns einfach unvergesslich!
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[Tja, bei über 500 Fotos ist's nicht leicht, sich auf ein paar wenige zu beschränken - gell Leo?]
Letzte Änderung am 4 06 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt