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Logbuch der SY Seluna

Schlemmerei in Taiohae, Nuku Hiva

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Unsere nächste Insel Nuku Hiva liegt 70sm entfernt, also beschliessen wir abends loszusegeln, so dass wir am nächsten Mittag dort ankommen. Die Überfahrt lässt eigentlich keine Wünsche offen: guter Wind, wir segeln mit 5kn. Ein kleiner Squall ärgert uns in der Nacht, ansonsten geht alles gut, die Wellen sind erträglich. Wir fahren hinein, mitten in einen Riesenkrater. Auf einer Seite ist er zum Meer hin offen. Eine wunderschöne Bucht mit ringsum aufragenden Felsen. Gerade aus, am Fuss des höchsten Berges liegt Taiohae, der Hauptort der Marquesas mit sage und schreibe 1'700 Einwohnern. Und von hier kommt ganz sicher der Spruch: Wie Gott in Frankreich. Die kleinen Dorfläden ziehen unsere eben erst erstandenen Geldscheine locker wieder aus dem Portemonnaie: Brie! Ziegenkäse! Frisches Baguette! Zartes Rindfleisch!
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Mittwochs und Samstags ist am Hafen unten Gemüsemarkt. Die meisten Segler sind keine Frühaufsteher. Gut für uns. So sind wir immer unter den ersten, wenn's um 6 Uhr früh losgeht. Die Rübli sind nach wenigen Minuten ausverkauft. Es gibt allerlei superfrisches Gemüse. Wir schlemmen bunt gemischten Salat mit Speckwürfeln, geniessen ein frisches Frühstücksei, essen Baguette mit dreierlei Käse und einer leckeren Pyrenäen-Salami und legen Fetakäse in Gewürzöl ein.
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Wir finden sogar Kürbiskerne und Hirse und Couscous. Es ist eine wahre Gaumenfreude in Frankreichs Outre-Mer zu sein. Wir treffen Marc, einen französischen Einhandsegler, auf seinem Schiff Vadrouil wieder. Er empfiehlt uns, zum Funkturm auf den höchsten Berg aufzusteigen. Aber: "C'est loin!" Das Wetter sieht gut aus, ein bisschen bewölkt. Wir ziehen los, mit viel Flüssignahrung und einem Sandwich im Gepäck. Noch im Ort müssen wir durch eine Furt. Meine Turnschuhe sind durch und durch nass. Leo ist schlauer und geht barfuss durch.
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Eine halbe Stunde weiter oben und schon im Regen hält der Inselvermesser mit seinem Jeep an. Ob er uns mitnehmen könne? Wir sitzen also auf der Ladefläche auf den Koffern seiner Messinstrumente, krallen uns am Rand fest und geniessen die Aussicht auf die weitläufige Bucht. Wir fahren unter hohen Bäumen durch. Es ist mystisch, dieses lichte Blätterwerk im Nebelregen. Immer weiter geht's hinauf, über den Pass und noch immer weiter. Zum Glück mussten wir das nicht alles zu Fuss gehen! C'est loin! Unser Fahrer fragt noch einmal nach, ob wir wirklich da rauf wollen bei dem Wetter. Aber wir hoffen auf eine Lücke in den Wolken und gehen den Weg hinauf, den er uns zeigt.
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Der Spaziergang durch den Wald ist so atemberaubend schön, dass es uns ganz egal ist, ob wir oben überhaupt runterschauen können. Unser Sandwich geniessen wir neben der Antenne. Manchmal können wir in eine Himmelsrichtung etwas von der Aussicht erahnen. Aber nein, so richtig auf tut's an diesem Tag nicht. Hinunter gehen wir alles zu Fuss und genau die beklagen sich dann auch über die Behandlung: Seid Ihr schon mal in nassen Schuhen fünf Stunden unterwegs gewesen? Die Fusssohlen sind weiss, aufgequollen und tun furchtbar weh. Trockenlegen wirkt Wunder!
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Besser geht's Leos Füssen. Er hatte seine Wanderschuhe geflickt: Um das zerbröselte Fussbett zu ersetzen, nahm er ein Stück Schaumstoff. Dann nähte er mit Segelgarn die Sohle und den Schaumstoff an den Schuh. Das Unglaubliche: Die Konstruktion hat tatsächlich die ganze Wanderung durchgehalten. Aber als wir dann auf dem Rückweg noch etwas im Laden einkaufen wollten, meinte der Verkäufer hinter vorgehaltener Hand zu seiner Kassiererin: "Un vadrouil." Vadrouil? Ja, dank Marc wissen wir, was das heisst. Aber was will man machen? Nirgendwo kann man hier Schuhe kaufen. Also hilft nur eins: Rein ins Tahiti Air-Büro und Flug buchen. Ein passendes Hotel dazu auch. Ja, wir gönnen uns Ferien und erfüllen uns einen echten Südseetraum:
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Wir fliegen nach Papeete, Tahiti! Vielleicht finden wir dort Schuhe... Und vielleicht findet Ihr irgendwann heraus, was wir wirklich in Papeete wollen.
Letzte Änderung am 7 07 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt