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Logbuch der SY Seluna

Hou-hou-he! (rhythmisch und tief in der Kehle zu röcheln / grunzen)

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Früh morgens sitzen wir schon in unserem Dinghy, von Kopf bis Fuss mit Anti-Brumm eingesprayt, im Rucksack Wasser und Fotoapparate. Einmal mehr geht's für uns zu Fuss über den Hügel von Anaho nach Hatiheu und weiter bis Hikokua, der bekanntesten Ausgrabungsstätte auf den Marquesas. Schon vor ein paar Tagen waren wir hier, haben uns die riesige Anlage in Ruhe angesehen und mit dem Ruinenpfleger geplaudert. Er zeigte uns auch den seltenen schwarzen Vogel, der nur in diesem Tal lebt und ein bisschen an einen Adler erinnert, auch wenn er nur Früchte frisst. Und eigentlich eine Taube ist. Aber heute ist alles anderes: die ganze Site ist aufgeräumt, ein paar Feuer vertreiben hoffentlich die unzähligen Nonos und Mücken. Zusammen mit ein paar anderen Seglern warten wir, quatschen mit den Tänzern, die sich vorbereiten und nebenbei für uns noch ein paar Papayas pflücken.
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Und dann rollen sie an. Ein Allradtaxi nach dem anderen, alle voll mit Aranui-Touristen. Aranui (der grosse Weg) ist das einzige Passagierschiff, das regelmässig von Tahiti aus die Marquesas anfährt. Eigentlich war es ursprünglich eher ein Frachter, der auch ein paar Passagiere mitnimmt. Unterdessen ist Aranui 3 unterwegs, mit schon eher umgekehrten Vorzeichen: Sie hat Platz für immerhin 200 Touristen. Und für die wird etwas geboten. Eine Gruppe von einheimischen Männern führt den typisch marquesianischen Schweinetanz auf. Sie singen ein tiefes "Hou-hou-he. Hou-hou-he. E-hm-hou-he. Hm-hm-hmmm..." und imitieren auf beeindruckende Weise die Bewegungen des Schweins wie auch Handgriffe aus dem alltäglichen Leben der alten Marquesianer.
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Auf der anschliessenden Führung erfahren wir, dass in dem grossen Loch zwischen den Wurzeln des heiligen Banyan-Baums Gefangene gehalten wurden - Nachschub, falls ein Menschenopfer nötig wurde. Nicht alles, was uns da so voller Enthusiasmus erzählt wurde, konnten wir ganz nachvollziehen: Um sich vor Insekten zu schützen, wurden die Häuser auf Steinplattformen erbaut?!? Und es sei doch irrsinnig, dass die oberen Kasten in Saus und Braus lebten und die unteren hungerten. Ist das heute so viel anders? Aber vielleicht sind wir zu kritisch oder denken zu viel. Lassen wir das also und gehen schleunigst ins - so sagt man - beste Restaurant der Insel: Chez Yvonne. Dort wurde für die Aranui-Kreuzfahrer ein traditionelles Gericht im Umu, dem Erdofen, zubereitet. Yvonne erinnert sich gleich an uns, empfängt uns herzlichst und findet einen Platz, obwohl das Restaurant schon zum Bersten voll ist. Sie ist eine unglaubliche Frau, stark in ihrer Präsenz, die Grande-Dame von Hatiheu. Sie besitzt nicht nur dieses Restaurant und den Laden daneben, sie ist auch schon seit Jahren Bürgermeisterin. In einem Satz: Sie ist Hatiheu. Und sie strahlt so eine Freundlichkeit, Gastfreundschaft, Offenheit und Herzlichkeit aus - es ist eine Freude, sie kennenzulernen.
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Wir können zusehen, wie der Ofen aufgemacht wird. Unter einer Erdschicht sind ein paar Jutesäcke ausgebreitet. Es dampft schon. Darunter sind unzählige Bananenblätter, die die Männer eins nach dem anderen auf die Seite ziehen. Die Blätter der Bananen geben nicht nur Duft ab, sie sind auch leicht antiseptisch, was das Essen haltbarer macht. Deswegen wird in vielen Kulturen auf Bananenblättern serviert oder in ihnen eingewickelt das Essen gegart. Die letzten Blätter werden gelüftet, eine leckere Duftmischung aus Bananen, Brotfrucht und Schweinefleisch steigt uns in die Nase. Und lecker war das zarte Fleisch! Zwei Taxifahrer gesellen sich zu den beiden Musikern und gemeinsam singen sie Lieder, begleitet von Ukulele, Gitarre und Trommeln. Am Ende bekommen wir noch zwei Teller Poe geschenkt. Die Bananencreme ist eine typische Beilage auf den Marquesas. Den Touristen aber wird sie als Dessert serviert, weil sie süss ist.
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Uns geht's gut!
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Letzte Änderung am 26 07 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt