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Logbuch der SY Seluna

Die schwarzen Südsee-Perlen

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Die Tuamotus sind berühmt für die sogenannten Tahitiperlen. Und in Fakarava gibt's gleich mehrere Perlfarmen. Das wollten wir nicht verpassen. Das Miniresort Havaiki hat zu diesem Thema ein kreatives Angebot: Die Perlenlotterie. Da wollten wir mitmachen! Ein Dutzend Hotelgäste und wir scharrten uns um Daniel. Der gelernte Goldschmied besitzt eine kleine Perlenfarm mit nur 6'000 Perlenmuscheln. Die Muscheln wohnen in stabilen Netztaschen, in denen sie vor Fressfeinden sicher sind. Eine solche Tasche holten wir zusammen aus dem Wasser an den Strand. Daraufhin konnte man sich eine Muschel aussuchen, sprich kaufen, und vor aller Augen öffnete Daniel dann gekonnt die Muschel und brachte die Perle zum Vorschein, die man "gewonnen" hatte. Ein Riesenspass. Und äusserst fair dazu, denn alle Perlen waren schön anzusehen und ich hatte den richtigen Riecher und hab die allergrösste ergattert. Als er sie sah, wurde Daniel ganz ruhig, hat sich wohl ziemlich erschrocken. 16mm - grössere gibt's sehr sehr sehr selten! Aber sie glänzt nicht perfekt und ist auch nicht rund und überhaupt, er hat sich wieder beruhigt.
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Daniel erklärt uns mit all den nötigen Utensilien, wie die Südsee-Perlen gezüchtet werden. Wir hoffen, wir haben seine französischen Ausführungen richtig verstanden. Und, naja, vielleicht sollten zartbesaitete Leser die folgenden Abschnitte überspringen.
Also, das Perlmutt wird in der Muschel von zwei Lippen produziert. Eine Muschel bringt immer eine ähnliche Farbgebung hervor. Sie variiert nur wenig je nach Wassertemperatur und Umgebung. Wenn nun also eine Muschel mit einer besonders schönen Farbe gefunden wird, wird diese geopfert - so die treffende, offizielle Ausdrucksweise. Die innere Lippe wird herausgetrennt und zerstückelt. Der Grafter, üblicherweise ein japanischer Fachmann, implantiert dann ein Stück dieser Lippe auf einem runden Kern in das Geschlechtsorgan (die Gonade) der Zuchtmuschel. Dort drin packt dann also die fremde Lippe den Kern ein und nach einem Zeitraum von 6 Monaten bis hin zu mehreren Jahren wird die Perle geerntet.
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Als Kernmaterial wird normalerweise eine Kugel aus Mississippi-Muscheln verwendet. Ein ganz spitzfindiger Perlfarmer hat Metallkugeln genommen und das gab noch bessere Ergebnisse - also runder und mit weniger Fehlern. Was er jedoch nicht bedachte: Sie sind nicht verkaufbar, denn der Bijoutier kann sie nicht verarbeiten. Schon beim Bohren gibt es Schwierigkeiten.
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In jeder Muschel wächst also nur eine Perle heran. Sie kann aber in ihrem Leben mehrmals für die Zucht verwendet werden, wenn sie den Eingriff denn überlebt. Dabei kann auch der Durchmesser des eingeführten Kerns vergrössert werden, was dann - Ihr ahnt es schon - zu grösseren Perlen führt. Die Qualitätsmerkmale der Perlen sind die Grösse, die Form, der Glanz und Fehler an der Oberfläche. Perlen der höchsten Qualitätsstufe A sind sehr selten. Wie selten genau, da streiten sich unsere Quellen. Aber Daniel meinte, etwa 2 bis 10 Prozent der geimpften Muscheln machen eine "schöne" Perle. Ein "A" verdient davon nur ein verschwindend kleiner Teil.
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Wenn die Muschel den Kern nicht annimmt und also aus der Gonade ausspuckt, dann ummantelt sich das Lippstück selbst. Das Ergebnis ist ein Keshi, das in seiner Form ein bisschen an eine Rosine erinnert. Aber natürlich schön glänzend und schillernd. Keshis werden heute auch sehr gern in Schmuckstücken verwendet und sind dank dieser Modeerscheinung auch nicht mehr billig. Keshis können im Übrigen auch ohne Kern entstehen, und werden manchmal als "natürliche Perlen" teuer verkauft. Dabei ist es wie gesagt eher als Abfallprodukt der Produktion zu verstehen und hat mit Natürlichkeit nicht viel zu tun.
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Aber nicht nur Perlen findet man in den Muscheln. Manchmal wohnen darin etwa ein bis zwei Zentimeter lange Langusten, die wir - natürlich roh - degustieren konnten. Leo stürzte sich drauf. Ich mochte lieber den Muskel der Muschel probieren. Der zappelt wenigstens nicht im Mund rum.
Letzte Änderung am 14 11 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt