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Logbuch der SY Seluna

6.12.2013: Nikolausflug in die Lavatubes

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Wieder vergehen zehn Tage und ich werde unruhig. Will doch etwas erleben - und mit erleben meine ich jetzt nicht um drei Uhr Nachmittags, also zur Stosszeit, in Papeete am Busbahnhof mich in einen Bus zu quetschen. Wir mögen die Polynesier gern, aber sich einen Platz im Bus zu erkämpfen erinnert hier stark an das Gedrücke in den ersten Reihen eines Rockkonzerts. Zivilisiert ist etwas anderes. Selbst ältere Menschen oder Einfüssige mit Krücken werden einfach zur Seite gedrückt. Mit dem Rucksack vor dem Bauch und den Ellenbogen weit draussen schaffen wir es in den dritten Bus, der in unsere Richtung fährt. Es ist das Letzte. Und es führt zu so einigen Diskussionen, warum sie es wohl einfach nicht schaffen, ein funktionierendes Bussystem auf die Beine zu stellen und dann auf der anderen Seite an der völlig unsinnigen Regel, das niemand im Bus stehen (oder sich in den Gang setzen) darf, festhalten. Obwohl es doch viel zu wenig Busse hat...
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Aber nein, Tahiti ist paradiesisch. Paradiesisch schön! Das Wetter spielt mit und ich zettle einen neuen Ausflug an. Mit unserer Freundin Angelika (Sairam) - und ihrem Auto - fahren wir an die Ostküste. Der richtige Abzweiger ist sofort gefunden, doch dann, die böse Überraschung: Die Strasse ist seit Juli gesperrt und wird nur auf Anfrage geöffnet... Und unsere Anfrage morgens früh [vor 6] wird glatt ignoriert. Na, klasse. Da steht man extra um vier Uhr morgens auf, um früh genug zu sein, und dann das. Also geht's zu Fuss weiter.
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Die Allradstrasse ist oben auf der Krete zwischen zwei Tälern. Anders käme man bei der Topografie dieser Insel gar nicht in die Höhe. Und das ist einfach toll. Immer wieder haben wir Aussicht auf die eine oder andere Seite. Wir waten durch Pfützen, wandern an zwei kleinen Staumauern vorbei und zwängen uns durch und über diverse Abschrankungen mit der Aufschrift "passage interdite". Ein paar Mal erraten wir den Weg: Links, rechts oder die goldene Mitte? Und dann halten wir uns die Bäuche vor Lachen: Am Ende des Weges steht ein ein auf drei Meter grosses Schild: Welcome to the Lavatubes! Hätten sie das mal weiter unten angeschrieben... Wir stehen vor dem Eingang des untersten Lavatube. Die Lavaströme sind aussen schneller abgekühlt und somit festgeworden, während das Innere noch weiterfloss. So entstehen Lavatunnels. Hier auf Tahiti gibt es gleich drei davon hintereinander. Eine einmalige Wanderung! Der erste Tunnel ist gut 10 Meter hoch, etwa doppelt so breit und hundert Meter lang. Es ist gewaltig. Mit Stirnlampen bewaffnet kraxeln wir über die grossen, abgeschliffenen Felsen. Der Weg führt mal hoch an der Wand entlang, mit Seilen gesichert, mal einfach durch den Fluss.
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Als wir am anderen Ende ins Freie treten, finden wir uns in einem engen, verwunschenen, tropisch grünen Tal wieder. Wir gehen weiter durch den Fluss, mehr auf allen Vieren denn auf den Füssen, und nach einer Kurve sehen wir einen Wasserfall, der sich aus dem Eingang der zweiten Röhre ergiesst. Da sollen wir hinauf? Nein, rechts daneben sind ein paar Stufen in die senkrechte Felswand geschlagen. Das herabhängende Seil hilft sehr. Kaum bin ich oben, sehe ich, dass Leo auf dem Knoten des Seils steht. Schon unheimlich, was man alles als Knoten bezeichnen kann...
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Weiter geht's durch den zweiten Tunnel. Es ist sehr dunkel und glitschig. In den Wänden glitzern Mineralien, das Wasser fliesst über all die Steine hinunter und glänzt im Schein der Taschenlampen. Wir sind begeistert.
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Nach diesem Lavatube wird das Tal noch enger. Wir kommen zu einem 8 Meter dicken Felsbogen, ein Überrest von einem Tunnel. Und es kommt noch besser: Als wir unter dem Felstor stehen, sehen wir einen wunderschönen natürlichen Pool und in der Wand dahinter die beiden grossen dunklen Höhleneingänge. Dazwischen fällt in mehreren Stufen ein Wasserfall hinunter. Es ist einfach malerisch. Wir beschliessen, nicht mehr in den dritten Tunnel zu klettern, da noch ein weiter Rückweg auf uns wartet. Und das Über-die-Steine-Kraxeln war doch recht anstrengend.
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Nach diesen unbunten Fotos etwas farbigeres aus dem botanischen Garten und mehr von der Gratwanderung zum Aorai.
Letzte Änderung am 23 12 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt