Logo

Logbuch der SY Seluna

Ostergrüsse aus Moorea

Ostern, das hat was mit Eiern zu tun. Und das ist hier so eine Sache: Die Schokoladeneier schmelzen nach acht Uhr morgens - es sei denn, man versteckt sie im Kühlschrank. Und die Hühnereier? Nun ja, es soll ja Segler geben, die sich wundern, dass die Eier immer mal wieder so schnell ausverkauft sind... Das ist nicht ganz wahr. Sie verschwinden tatsächlich manchmal spurlos aus allen Supermarktregalen. Das erste Mal haben wir das erlebt, kurz nachdem zwei unserer Freunde sich tagelang hundeelend gefühlt haben. Dann kamen wieder Eier ins Regal. Wir dachten, die Sache sei nun geklärt und kauften frisch drauf los. Ein paar Wochen später sassen wir mit dem Kübel in der Hand auf der Toilette... Dochdoch, es gibt eine Alternative zu den vielleicht nicht immer ganz bedenkenlosen Tahiti-Eiern: die aus Neuseeland. Aber da steht drauf, man solle sie ja nur ganz gut gekocht verwenden. Das macht nicht wirklich an - jedenfalls nicht die, die diese französische Aufschrift verstehen...
20140421_012322_610.jpg
Aber sorry, ich will Euch nicht die gute Osterlaune verderben. Hier sind die Feiertage auch etwas Besonderes. Wir verbringen sie, gemeinsam mit vermutlich allen Franzosen, die in Papeete ein Segelschiff haben, auf Moorea. Tagsüber läuft Diskomusik am Strand, wenn's eindunkelt hört man manchmal jemanden zu Ukulele-Klängen singen und nachts zeigen Feuertänzer ihr Können. Es ist schon richtig schön hier! Trotz der vielen Leute. Hier können wir uns etwas erholen von den letzten Wochen. Kaum hatte sich das Wetter wieder beruhigt, sind wir nämlich einmal mehr wieder von Port Phaeton zur Marina Taina rauf gesegelt. Fühlen uns dort schon als Stammkunden und wurden freudig mit Schiffsnamen und einem "Hier ist ein Päckchen für Euch angekommen" begrüsst. Tatsächlich hielten wir kurz darauf ein Exemplar unseres eigenen Buches in der Hand. Toll, es endlich mal live zu sehen!
20140402_032854_610.jpg
Und von der Marina Taina aus rannten wir während der letzten Wochen von Pontius zu Pilatus und wieder zurück. Wir versuchten, die günstigste und beste Variante zu finden, wie wir unsere Seluna nach Europa transportieren lassen können. Wir lernten viel über das Containerbusiness, z.B. so sinnvolle Dinge wie, dass wir für unsere Seluna die gesamte Ladehöhe des Frachtschiffes bezahlen müssen, weil sie Seluna nicht auf andere Container stellen wollen. Das wären dann sechs Container in der Höhe - und zwei nebeneinander. Wir zahlen also den Platz, der ihnen verloren geht. Dann aber kommt es uns trotzdem massiv günstiger, wenn wir neben abmasten noch alles abschrauben und unsere Seluna so klein wie möglich machen - obwohl wir ja die Höhe von sechs Containern nicht annähernd erreichen... Also zahlen wir den Platz, der ihnen verloren geht und irgendwie aber auch den Platz, den wir wirklich brauchen. Irgendwann kamen wir dahinter, dass es günstiger ist, Seluna in der Marina in der Nähe des Frachthafens herauszunehmen, auf einen Lastwagen zu stellen und in den Frachthafen rüber fahren zu lassen, als sie gleich dort aus den Wasser zu kranen. Das soll noch einer verstehen... Also wir fragten nach ohne Ende, bekamen manchmal auch Antworten, die uns dann teilweise so sehr überraschten, dass wir wieder eine neue Offerte anforderten. Fazit nach etwa zwei Monaten Arbeit: Die neueste Offerte ist gut ein Drittel tiefer als die erste! Das lohnt sich!
20140405_221047_610.jpg
20140405_221421_350.jpg
Kurz bevor wir uns einmal mehr von der Marina Taina verabschieden wollten, fand der grosse Va'a-Marathon statt: Ein Ruderwettbewerb im Sechser-Auslegekanu von Tahiti nach Moorea und wieder zurück. Es sind also tatsächlich 42 km, die sie zurücklegen. Und die Start- und Ziellinie war direkt neben der Marina. Was für ein Bild! Ca. 60 Mannschaften traten in zwei Gruppen gegeneinander an. Und jedes Rennboot wurde von einem Motorboot begleitet - könnt Ihr Euch dieses heillose Durcheinander vorstellen? Wir verfolgten die enthusiastische Live-Übertragung am Radio und waren zuvorderst dabei, als die ersten Kanus zurückkamen. In einem engen und spannenden Rennen gewann diesmal nicht der Favorit Shell, sondern das Team der EDT. Mindestens genauso bejubelt wurde ein Juniorenteam von Raiatea. Es war ohne Auswechselruderer angetreten und so mussten die Jungs alle die gesamte Strecke absolvieren. Und dennoch waren sie ganz vorne mit dabei. Einfach toll, wie all die Athleten laut angefeuert wurden und bis zum Schluss ein erstaunliches Tempo hinlegten.
20140421_035733_610.jpg
Und so kam's also, dass wir bald darauf zufrieden für ein paar Tage nach Moorea rübergesegelt sind. Hier sind übrigens nicht nur die Franzosen, auch die World ARC-Schiffe ziehen gerade durch. Allerdings gehetzt. Die meisten sind nur eine oder zwei Nächte hier. In zwei Wochen müssen sie schon in Bora Bora sein. Und dabei könnte man doch locker je einen Monat auf den dazwischen liegenden Inseln Huahine, Raiatea und Tahaa verbringen! Nee, die beneiden wir nun wirklich nicht. Vielleicht noch eher die über 2'000 Passagiere der Radiance of the Seas, die gerade hier war. Warum? Die haben doch tatsächlich eine Kletterwand auf dem Oberdeck! Danach in den Pool und dann in der Lounge ein Fruchtsaft - hm. Vielleicht haben Kreuzfahrtsschiffe ja doch etwas für sich. In den grossen Suiten steht sogar je ein Flügel... *träum* Aber vermutlich ist's ja ein billiger Kawai, die Kletterrouten sind ganz bestimmt viel zu leicht und der Pool ist stark gechlort... Und das nötige Kleinkeld fehlt uns eh auch. Nee, es geht uns gut hier auf unserer Seluna und mit selbstgepflückten Passionsfrüchten...
20140410_214744_610.jpg
20140410_201002_350.jpg
Wie das kommt? Diese Tage haben wir uns ins Dinghy gesetzt, sind ganz nach hinten in die Opunohu-Bucht gefahren und von dort dann zu Fuss ein ruhiges Tal hinter bis zum Belvedere hinauf gewandert. Der Aussichtspunkt ist wirklich sehr nett mit Blick auf die beiden grossen Buchten von Moorea: Opunohu und Cooks Bay. Dazwischen der 900 Meter hohe Rotui. Neben der Strasse wachsen überall wilde Passionsfrüchte. Und so sammelten wir auf dem Rückweg kiloweise davon. Leo pflückte sie ganz geschickt mit einem langen Ast in luftiger Höhe. Unterwegs hat's auch noch ein paar Steinhaufen, die ganz gross und toll angeschrieben sind. Aber im Vergleich zu den Ausgrabungsstätten auf den Marquesas - nun, es ist einfach kein Vergleich. 20140414_001210_610.jpg
20140412_014226_2_350.jpg
Und klar frönen wir auch hier unserem Lieblingshobby: Meeresschnecken bei ihrem unglaublichen Fresstempo zusehen, einfach nur zurückglotzen, wenn uns ein kleiner Baby-Kofferfisch neugierig beäugt und etwas gespielt gelangweilt reagieren, wenn schon wieder ein Schwarzspitzenhai vorbei schwimmt...
20140420_020106_350.jpg
Letzte Änderung am 21 04 2014 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt