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Logbuch der SY Seluna
Traditionelles und Modernes
Nach einigem Hin und Her ist es nun entschieden: Wir fliegen in die Schweiz und Seluna wird zwei Monate auf Utrillo herumgeschaukelt, um dann hoffentlich heil in Frankreich anzukommen. In einem knappen Monat ist es so weit. Und noch gibt es viel zu organisieren. Das soll aber nicht heissen, dass wir unsere letzte Zeit hier in Französisch Polynesien nicht noch richtig geniessen. Im Hiro'a, dem monatlichen Heft für Kulturelles, bin ich über eine Ausstellung gestolpert und habe Leo kurzerhand zum Gemeindehaus von Papeete mitgeschleppt. Hier zeigten über 30 Künstlerinnen aus Tahiti, Raiatea und den fernen Austral-Inseln ihre Tifaifai. Auf bis zu etwa drei mal drei Meter grossen Stoffen werden historische Muster aufgenäht. Sie symbolisieren etwa die Blätter des Uru, des weitverbreiteten Brotfruchbaumes, oder aber die Blüten der so intensiv riechenden Nationalblume Tiare. Symmetrien scheinen wichtig zu sein und die allermeisten Tifaifai sind nur zweifarbig. Traditionell werden die ausgeschnittenen Muster von Hand aufgenäht, heute aber natürlich auch teilweise mit der Maschine. Auffallend ist, dass die allermeisten Verkaufsstücke erst fadengeschlagen sind, also zum selbst fertig nähen. Und so wurden wir denn auch ab und zu gefragt, ob wir denn nähen könnten. Im Gang hingen ein paar aussergewöhnlich schöne Stücke. Das Sonnenlicht brachte den Stoff, wo er einlagig war, intensiv zum leuchten.
Weniger traditionell ging es letztes Wochenende auf dem Place To'ata zu und her. Erstmals fand das ab nun jährliche, internationale Graffiti-Festival Ono'U in Tahiti statt. "Ono" bedeutet etwa so viel wie das Zusammenbringen von verschiedenen Dingen und "U" heisst Farbe. Graffiti-Künstler aus der ganzen Welt sind angereist, aus Amerika, Neuseeland, Chile, Japan, Singapur, Holland, Deutschland, Dänemark und natürlich aus Frankreich.
Sie kamen schon ein paar Tage vor dem Wettkampf an und haben verschiedene Häuserfronten in Papeete mit ihren Kunstwerken verziert. Ein Stadtbummel lohnt sich! Und dann ging's los. Während zweier Tage sprayten sie ihre schönsten Sujets. Einen Tag lang haben wir zugesehen, wie die Bilder entstehen. Und wir waren wirklich verblüfft, wie erst sehr langweilig Wirkendes immer lebendiger und vielschichtiger wurde.
Unser beider Favorit, ein einheimischer Franzose, zauberte ein unglaublich komplexes und harmonisches Kunstwerk an die Wand. Wir waren schon bei unserem ersten Rundgang von seiner Technik begeistert und das Bild wurde einfach immer besser. Aber seht selbst:
Die anderen Zuschauer waren wohl auch unserer Meinung, denn er gewann am Ende den Publikumspreis. Gerüchten zufolge seien die Werke am zweiten Tag noch besser gewesen. Aber es war uns einfach zu heiss, als dass wir noch einen Tag dorthin gehen wollten. Das Gelände war mit blickdichten Zäunen abgesperrt, und so waren Sprayer wie Zuschauer der vollen Sonnen ohne den leisesten Windhauch ausgesetzt. Wir flüchteten immer wieder nach draussen unter einen Baum oder in ein Parkrestaurant und hatten grosses Mitleid mit den Künstlern, die sich teilweise heftig verbrannten.
Letzte Änderung am
4 06 2014
durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt