Logo

Logbuch der SY Seluna

Abiu, Poroi und Hura

20140203_044358_610.jpg
Eigentlich ist ja hier in Tahiti seit November Regenzeit, was auch ein paar Segler dazu veranlasste, gegen den Wind zu den normalerweise regenärmeren Marquesas zu fahren. Aber was ist schon normal? Land unter auf den Marquesas - seit Wochen. Und hier muss man den Regen suchen - so man denn will. Und wie wir wollen! Also haben wir für vier Wochen nach Port Phaeton verholt. Diese grosse Bucht ist sehr schön gelegen im Isthmus zwischen Tahiti Nui und der Presqu'île. Viel Grün, wunderschöne Bäume, morgendliches Vogelgezwitscher, auch mal so richtig schöner Regen und durch Riffe gut vor dem Ozeanschwell geschützt. Und Letzteres ist auch der eigentliche Grund, warum wir dorthin gefahren sind. Wir haben unsere Oberwanten gewechselt und wollten nicht, dass Leo während der Arbeit im Masttopp zu sehr hin- und hergeschaukelt wird. Es war auch im flachen Wasser schon ein kleines Abenteuer. Aber wir hatten alles gut durchdacht und es klappte wunderbar, was man selten genug über Bootsprojekte sagen kann.
20140206_211411_2_610.jpg
20140210_032303_350.jpg
Nach getaner Arbeit kam der Regen. Man beachte hier das Wörtchen: NACH. :-) Alle zwei Tage haben wir uns die Beine vertreten auf dem Weg zum Carrefour und dem Gemüsestand in Taravao. Und nur zweimal hat uns der Regen erwischt. Einmal konnten wir uns gerade noch rechtzeitig unter einem Dach unterstellen. Aber da es nicht so aussah, als ob der Regen in brauchbarer Zeit nachlassen würde, haben wir kurzerhand unsere Hosen und Schuhe ausgezogen und sind also in Regenjacke und Unterhose mit dem Dinghy zum Schiff zurück.
20140202_192245_350.jpg
Trotz Regenzeit war es also kein Dauerregen. Und an einem Sonntag war's sogar so richtig schön sonnig. Wir also früh auf und per Anhalter ein Dorf weiter, von wo aus die einzige Strasse quer über die Insel abgeht. Wir hatten schon gehört, dass die Strasse für Autos gesperrt ist. Man munkelt, es sei wegen einem Verkehrsunfall, bei dem ein Kind überfahren wurde. Und nun hatte die Familie, die das Tal besitzt, gerichtlich eine Sperrung durchgesetzt. Aber wir waren ja zu Fuss. Unser Wanderführer schreibt von einer lohnenswerten Wanderung in einem Tal, das immer enger wird und am Ende kommt man zum einzigen See auf Tahiti Nui und gleich danach zum grössten Krater.20140202_191910_350.jpg
Voller Vorfreude gingen wir los und kamen zu der Absperrung. Wir fragten eine ältere Dame um Erlaubnis, passieren zu dürfen. Aber alles, was sie uns antwortete, war: "C'est interdit." Nicht einmal ein Lächeln konnten wir auf ihr Gesicht zaubern und so sind wir eben enttäuscht umgekehrt. Die "gewonnenen" Sonnenstunden verbrachten wir dann bei einem Besuch der Quelle Vaima und unserem Lieblingsgarten Vaipahi.
ines Tages im Carrefour schauen wir neugierig eine Frucht an. Abiu steht angeschrieben. Gelb, dicke Haut, von Tahiti. Ist das wohl lecker? Eine Passantin ermunterte uns, wir sollten sie unbedingt probieren. Wie wahr!!! Ein herrliches Aroma zwischen Birne und Caramel, nicht zu süss, schön saftig - ein Genuss!
20140203_000040_350.jpg
Ein paar Tage später waren die Süsswassertanks voll, die Sonne zeigte sich, der Wind blies aus der richtigen Richtung und wir testeten unsere neuen Wanten. Mit gut sieben Knoten rauschten wir zufrieden wieder zurück zur Marina Taina. Und da liegen wir nun wieder an "unserer" Boje, organisieren ein paar Dinge für unsere weitere Reise und ich liege Leo in den Ohren. Will doch nicht dauernd hier in der Marina sein, will doch was erleben und entdecken. Aber er kann mich mit ein paar Erinnerungen wieder zur Besinnung bringen: Gerade vor einer Woche waren wir mit Freunden Pizza essen und an dem Abend trat eine Band mit zwei unglaublich talentierten Gitarristen auf. Ein Ohrenschmaus! Die Bedienung erzählte mir, der eine sei ganz berühmt - und ein echter Polynesier: Michel Poroi.
20131207_053039_610.jpg
20131207_054959_350.jpg
Ebenfalls heimlich unterschlagen habe ich bisher unseren Besuch vom Tanzwettbewerb Hura im Kulturzentrum von Papeete. Dies ist nebst dem Heiva wohl die wichtigste Tanzveranstaltung und dementsprechend engagiert traten die Tänzer und Trommler vor der grossen Jury und dem vorallem einheimischen Publikum auf. Die polynesischen Tänze sind so schön anzusehen - wir kriegen einfach nicht genug davon.
20131207_054236_610.jpg
Und gestern marschierten wir mal wieder längs und quer durch Papeete. Wir suchten unter anderem Chornoten von den traditionellen tahitianischen Liedern. Nach einem Besuch beim artistischen Konservatorium und beim Maison de la Culture konnten wir in der Bibliothek wenigstens einen Blick in eine alte, sehr interessante Diss zu dem Thema werfen. Die Lieder werden "mündlich" weitergegeben. Noten gibt es kaum, auch weil diese Lieder nur schwer in unser Notensystem übertragen werden können. So werden zum Beispiel auch Tonabstände von nur einem Viertel gesungen. Während wir also in diese musikwissenschaftliche Studie vertieft sind, vergessen wir vollkommen die Zeit und kommen am Ende ziemlich verschwitzt auf der anderen Seite der Stadt - ganz untypisch für uns - zu spät zu einem Termin. Ja, ich geb's zu, wir erleben ja auch nach ein paar Monaten in Tahiti noch neue Dinge. Und hey, morgen ist es dann doch so weit und wir segeln rüber nach Moorea.
20140225_035910_610.jpg
Letzte Änderung am 4 03 2014 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt