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Logbuch der SY Seluna

Der ganz normale Wahnsinn - Anfänger an der Arbeit

Hier der Bericht von einem unserer Vorbereitungstage. Einfach so.

8.30h: Aufstehen. Nicht etwa, weil wir Langschläfer sind, sondern weil wir gestern so spät ins Bett gekommen sind…

Duschen, natürlich vorne im Hafengebäude Frühstücken mit Tee und Müsli – „Hesch ds Gas abgstellt?“ Und ganz wichtig: Sonnencrème einreiben.

Die Arbeiten am Steuer werden kontrolliert, damit wir wissen, ob wir morgen unser Schiff einwassern können. Fazit: die Feststellschraube für’s Steuer funktioniert nicht. Zudem wird die Steueranlage nicht vom dafür vorgesehenen Teil blockiert sondern sonst wo. Deswegen planen wir also zum Schweisser zu gehen, um die Dinge zu besprechen und das Teil, das er uns vor ein paar Tagen gemacht hat zu bezahlen.

Gang zum STM (Schweisser), ca. 5 Minuten zu Fuss. Er ist nicht da. Also zu Fuss zurück zum Laden für Bootszubehör (liegt auf dem Weg).

Laden: Wir kaufen diverse Schäkel, schauen uns Blöcke an. Die sind uns aber zu teuer. Wollen etwas von dem herunter geschriebenen Sikaflex kaufen, das in einem Korb mit 20%-Rabattschild liegt. An der Kasse stellen wir fest, dass das ein Missverständnis ist, und das Sikaflex gar nicht günstiger ist. Okay. Eine Seilführung ist auch teurer, als wir angenommen haben. Sie bleibt also auch im Laden. Danach weiter zur Capitainerie.

Capitainerie: Wir mieten Velos (die müssen erst aufgepumpt werden) und machen einen Termin für’s Einwassern für morgen Nachmittag um 14 Uhr. Zudem wollen wir die offene Rechnung zahlen, die vor dem Einwassern bezahlt werden muss. Diese muss aber erst vorbereitet werden. Wir sollen am Nachmittag noch mal vorbei kommen. Wir fragen noch, wo das Zollamt ist, damit wir ausklarieren können. Sie meinen, wahrscheinlich geht’s nur in Port du Bouc, aber es gäbe auch hier ein Zollamt. Wir also zurück zur Seluna mit den Fahrrädern.

Internetrecherche: Port St. Louis ist ein Einklarierungshafen. Wir müssen also nicht weiter weg fahren.

Wir wollen ausklarieren in Frankreich. Dafür bereiten wir alle Unterlagen vor. Wir müssen eine Crewliste erstellen und ausdrucken – gleich drei verschiedene Versionen, weil wir nicht so genau wissen, wie pingelig die Beamten hier sind. Dann suchen wir den Flaggenschein, die Pässe, die Identitätskarten, die Hochseescheine etc.

11.30 Wir haben alles gepackt, doch es ist nun schon zu spät, um zum Zollamt zu fahren, weil die Zöllner wohl kaum über Mittag arbeiten. Drum beschliessen wir, erst gegen 14 Uhr nach Port. St. Louis zu fahren.

Was machen mit der gewonnen Zeit? Wir wollen die Wasserpumpe ausprobieren, welche wir in den vergangenen Tagen mit neuen Schläuchen versehen haben. Da wir glauben, beide Wassertanks seien leer, nehmen wir den Wasserschlauch aus der Backskiste. Dazu müssen erst einige Dinge auf die Seite geräumt werden. Dann schliessen wir ihn am Wasserhahn an und lassen ein paar Liter in den Tank fliessen – nur um festzustellen, dass er doch voll ist. Dabei bemerken wir, dass das Überlaufventil des Tanks kaputt ist – wahrscheinlich verstopft. Wir schauen in die Bilge: das von uns installierte Umstellventil, mit dem man zwischen den beiden Wassertanks umstellen kann, leckt. Es besteht aus zehn Teilen, die gegeneinander verschraubt werden können. Wir müssen es demontieren und abdichten. Erster Versuch: am T-Stück eine Schlauchbride lösen, einen Schlauch lösen, die Teile gegeneinander verdrehen. Geht nicht gut genug. Zweiten Schlauch inkl. Schlauchbride lösen. Alles festziehen, wieder zusammenstecken und Briden dran. Fazit: Leckt immer noch. Zweiter Versuch: Wieder alles demontieren. Geht aber nicht überall, da schon sehr fest angezogen. Dann Teflonband dazwischen, um die Messingteile abzudichten. Alles wieder zusammenbauen. Es klappt!

Wasserpumpe wird angestellt und sie läuft auch. Aber sie sollte abstellen, wenn sie genug Druck aufgebaut hat. Tut sie aber nicht, weil sie falsch montiert ist. Gut, kommt auf die To-Do-Liste. Dann gehen wir Mittagessen – soll heissen: Bodenbretter wieder einlegen, Treppe anstellen und fixieren, Niedergang rauf gehen, oben Schuhe anziehen und dann die Leiter hinunter steigen und ja, heute gönnen wir uns ein Essen in der Hafenbeiz: 13.00 Essen: Sandwiches, Pommes Frites und Wasser.

13.30 zurück zum Schiff. Sachen packen und mit dem Velo zum drei Kilometer entfernten Zollamt – ist ein ganzes Stück mit den wackligen Rädern. Zollamt hat geöffnet, obwohl am Gebäude keine Flagge gehisst ist, die Rollläden unten sind und an der Tür angeschrieben steht, dass man für dies und jenes bitte zum Amt in der Nähe des Distriports gehen soll. Es habe dort auch Parkplätze! :-) Drinnen angekommen meint die nette Dame, in Frankreich müsste man nicht mehr ausklarieren, wenn man in ein anderes Schengenland fährt. Wir wollen nach Spanien – also kein Problem. Aber sie meint, dort könne es dann anders sein, wir sollten das dann vor Ort anschauen. Gut, ein Problem weniger. Zumindest jetzt.

Mit den Fahrrädern zum Intermarché. Wir kaufen ein paar Dinge, wie frischen Salat und Gemüse, Fleisch und Spülmittel. Danach wieder zurück Richtung Hafen. Dabei kommen wir an einem Laden vorbei, der verschiedene Gebrauchtwaren für Yachties hat. Wir also hinein und am Stöbern. Aber wir finden nichts Brauchbares ausser einem Schleifaufsatz für unsere Bohrmaschine, den wir glauben für’s Abschleifen der Kontakte für die Opferanoden gebrauchen zu können. Zurück zum Hafen mit den Velos. Es ist heiss.

15.45: zurück auf dem Schiff. Die zu kühlenden Einkäufe kommen in den Kühlschrank. Dann wieder los: neuer Versuch beim Schweisser. Er ist wieder nicht da. Zurück zum Laden. Unsere bestellten Anoden sind angekommen. Zudem die Ankerkettenmarkierungen. Wunderbar. Wir kaufen noch eine Schweizer Flagge, damit wir noch eine als Ersatz haben und eine Quarantänen-Fahne, weil die alte wirklich sehr alt ist.

Capitainerie: Die Rechnung kann nun bezahlt werden. Dabei fragen wir nach, ob alles klappt mit dem Einwassern, und ob wir noch ein paar Stellen mit Antifouling bemalen können, während Seluna in den Seilen hängt. Der Termin für’s Einwassern wird auf 11.30 vorgeschoben. So kann die Farbe über den Mittag trocknen. Eingewassert wird dann nach der Mittagspause. Wunderbar!

Zurück zum Schiff. Wir wollen das Schiff für’s Einwassern vorbereiten: Die CDs und andere Dinge werden schaukelsicher verstaut. Gesina holt die Ersatzankerketten, die vor dem Bug liegen zum Achterschiff. Über den alten grossen Fender wird ein altes T-Shirt gezogen, damit er nicht mehr so furchtbar klebt. Leo schleift die Kontaktstellen für die Anoden ab. Dann wollen wir die neuen Alu-Anoden montieren. Geht nicht. Die bereits vorhandenen Schrauben für die grossen Anoden sind viel dicker – die Anoden passen nicht drauf. Gesina radelt zum Schweisser, um ihn zu bitten, in die neuen Anoden grössere Löcher zu bohren. Er ist da! Die offene Rechnung kann bezahlt und die Teile zum bearbeiten abgegeben werden. Er will es bis morgen früh erledigen. Leo will unterdessen die grossen Anoden montieren. Sie sind aber grösser als die alten – es gab eben nicht so viel Auswahl. Und nun muss noch Antifouling abgetragen werden, damit die beiden Anoden einen guten Kontakt zum Schiffsrumpf haben.

Weiter zu den anderen Anoden. Es sind andere Schrauben als bei den Zinkanoden, die vorher dran waren. Die neuen Schrauben sind zu kurz oder können gar nicht erst wirklich geöffnet werden, weil es sich hier um eine amerikanische Norm handelt. Wir suchen in unserer Wühlkiste nach Schrauben und passenden Muttern, mit denen wir die Anoden festschrauben können. Für eine kleine Anode werden wir fündig. Das heisst, es muss gebastelt werden. Die neue Mutter passt nicht in das vorgesehene Loch und so muss mit einer Unterlagsscheibe ausgeholfen werden.

17.45 Leo radelt zum Laden, um noch ein paar Schrauben zu besorgen, damit wir die Anoden doch noch montieren können: mit metrischen Schrauben, versteht sich. :-) Die Verkäuferin im Laden glaubt nicht, dass es sich hier um nichtmetrische Schrauben handelt. Nach längerem Ausprobieren verkauft sie uns neue Schrauben und Muttern, was dazu führt, dass die alte Mutter jeweils herausgeschlagen werden muss und die neue nicht passt. Wieder eine Bastelei.

Weiter bezüglich Anoden-Problem: Einen Anodenring können wir nicht einmal öffnen, weil keiner unserer Imbus-Schlüssel passt. Amerikanische Norm eben. Irgendwas zwischen 4 und 5. Wir gehen auf die Suche und sprechen eine vermeintliche Engländerin ist. Sie ist Deutsche, erzählt von ihrem schwerkranken Mann. Sie müssen das Schiff verkaufen. Eine belastende Zeit für beide – und verständlicher Weise keine Hilfe für uns. Wir also weiter zu den Briten, in der Hoffnung, sie hätten vielleicht solche Schlüssel. Sie haben eine Unmenge an Schlüsseln, aber leider auch keiner, der passt. Sie haben das Sortiment: 2, 2.5, 3, 3.5, 4, 5, 5,5… Keine Ahnung, ob es 4.5 wirklich gibt. Wir wieder zurück zum Schiff. Versuchen es mit Gewalt und was weiss ich allem. Am Ende klappt’s dann doch mit murksen und Schraubenzieher. Das Ding ist offen. Die Mutter auf der anderen Seite kann rausgehämmert werden. Aber wir haben keinen passenden (metrischen) Ersatz. Da wir am Ende der Welle sowieso keine Alu-Anode montieren können, weil eine solche hier nicht bestellt werden kann, entschliessen wir uns schliesslich dazu, nicht die neue Alu-Ringanode, sondern eine neue Zinkanode zu montieren. Es ist nicht gut, die Metalle zu mischen, aber wir sehen gerade keinen Ausweg. Gut, die Anoden werden montiert.

18.45 Die Kette wird zum Markieren vorbereitet. Also erst mal Ankerwinschfernbedienung herausgeben, Wasser holen, um Markierungen zu wässern, Schlüssel für Ankerkasten hervornehmen. Dann geht’s nach vorne. Kette wird herunter gelassen. Dann die ersten Markierungen gesetzt nach 5 Metern. Nach 15 Metern merken wir, dass wir uns verrechnet haben mit den Markierungen. Wir haben nicht genug für alle 5 Meter. Tja, wir waren wohl einfach schon zu müde. Also Kette wieder rauf und Markierungen raus. Jetzt verhängt sie ab und zu, weil die Kette übereinander gelaufen ist. Dann nochmal von vorn. Dann endlich, die ganze Kette ist unten, die Markierungen dran. Wir widmen uns dem Ankerkasten. Er wird ausgelegt mit Matten. Die beiden Plattenanker werden verstaut und festgeknotet. Auch da muss erst ausprobiert werden, wo genau wir sie verstauen möchten. Dann kommt die Kette rauf, die ganzen 70 Meter müssen gut verteilt werden im Kasten. Gut, geschafft. Unterdessen wird Leo von den Mücken aufgefressen. Ich habe glücklicherweise mit Autan vorgesorgt. Wir flüchten unter Deck.

Glücklicherweise haben wir gestern genug gekocht, so dass wir nur Resten aufwärmen können. 21.00: Abendessen: Thaicurry mit Poulet und Reis. Danach Weintrauben.

Die Bilgenpumpe wird getestet. Sie funktioniert. :-) Die Wasserpumpe wird richtig verkabelt und funktioniert nun auch. :-) Und dann kommt die Idee, einfach mal aufzuschreiben, was man so an einem Tag alles macht. Es war wieder einmal ein 12 Stunden-Arbeitstag mit unzähligen Malen sich irgendwo stossen, die Leiter hinauf- und hinabsteigen und zum Hafengebäude zu gehen, nur schon um auf Toilette zu gehen. Leo hat sich die Hand aufgerissen, ich habe mein rechtes Handgelenk überbeansprucht. X-Mal räumen wir Kisten hin und wieder her – auch wenn’s schon sehr viel weniger sind, als noch vor ein paar Tagen. Am Ende des Tages machen wir wieder eine Liste für den nächsten Tag. Vor dem Einwassern gibt’s noch eine Menge zu tun. Danach wird’s besser – so hoffen wir. Aber unser Plan, am Sonntag abzureisen, ist sehr ambitioniert und so wird es uns wohl auch die nächsten Tage nicht langweilig…

Letzte Änderung am 4 10 2009 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt