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Logbuch der SY Seluna

Mogo Mogo und Mahi Mahi

"Lueg, do lüchtet öppis im Sand!" Ich zeigte auf die Stelle gleich hinter Leos Fuss. Dann hinter den andern. Dann schaute ich, wohin ich getreten hatte. Es war schon ganz dunkel, als wir von einem gemeinsamen Picknick mit anderen Seglern zu unserem Dinghy am Strand zurückkehrten. Und wohin wir auch traten, der Sand leuchtete. Plankton im Sand! So etwas hatten wir noch nie gesehen. Lachend tanzten, sprangen, stampften und rannten wir über den Strand und staunten über das entstandene Funkelmeer. Als wir kleinen Kinderchen uns ausgetobt hatten, sprangen wir ins Dinghy und fuhren zurück zur Seluna. Doch auf dem Weg leuchtete es nur noch mehr. Gleich hinter dem Motor hätte man ein Buch lesen können. Und vor dem Bug konnten wir die Leuchtstreifen der kleinen flüchtenden Fischchen sehen. Manchmal schwommen gleich fünf sechs von ihnen davon und brachten uns zum juchzen und "lueg mol dört und dört und dört äne...". Wir drehten Kreise, kleine und grosse, langsame und schnelle, suchten noch mehr Fische. Was haben wir gelacht und uns gefreut über die Schönheit der Natur. Der Humboldt-Strom hielt auch hier an unserem Ankerplatz zwischen Chapera und Mogo Mogo eine schöne Überraschung für uns bereit.
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Eine Woche verbrachten wir auf den Las Perlas. Wir flickten den UV-Schutzstreifen auf der Genua, nähten ein paar Nähte am Grosssegel nach, kontrollierten das Rigg und wechselten das Spifall aus. Segleralltag eben. Und auch das gehört dazu: Einmal mehr mussten wir uns von Freunden verabschieden. Tobias und Priska auf ihrer Toskuma brachen zu den Marquesas auf. Zu früh für uns. Aber ein bisschen wehmütig wurden wir schon, als sie lossegelten.
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Einmal in dieser Woche war das Wasser so unheimlich klar, dass wir ganz einfach all unsere Arbeit liegen lassen mussten und zu Mogo Mogo rüberpaddelten. Mogo Mogo, teils sandig, teils felsig und üppig bewachsen, hatten wir ganz allein für uns. Abgesehen von Vögeln, ein paar Echsen und vielen tausend Krebsen ist sie unbewohnt. Die kleine Insel ist an der schmalsten Stelle nur knappe hundert Meter breit - bei Flut. Bei Ebbe stapft man eine ganze Weile durch knöcheltiefes Wasser bis man den Strand erreicht. Und was für ein Strand! Er war übersäht mit roten Muscheln. Muscheln so weit das Auge reicht. Daneben ein Kieselstrand mit farbigen und schön rundgeschliefenen Steinen. Immer wieder nahmen wir einen in die Hand, drehten ihn: "Lueg emol, wie schön da isch! Und dä au!" Wir paddelten unser Dinghy in kleine Gezeitenhöhlen, scheuchten einen grossen Rochen auf. Ein grauer Riffhai schwam neugierig vorbei.
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Am nächsten Morgen war von dem Zauber nichts mehr zu sehen: Das Wasser war trüb und rot. Mal rotbraun, mal blutrot. Manchmal waren nur ein paar rote Schlieren zu entdecken. Doch das alles ein paar Tage lang. Zuerst dachten wir an Korallenblüte. Doch ein paar tote, sogar von den vielen Krebsen verschmähte Fische brachten uns dann auf die vermutlich richtige Fährte: Algenblüte, auch rote Flut genannt. Die Algen kommen an die Oberfläche und scheiden eine toxische Substanz aus. Nicht nur für Tiere ist es gefährlich, auch baden sollte man unterlassen, wie wir später im Internet gelesen haben. Nun gut, wir hatten eh keine Lust auf einen Sprung in dieses trübe Nass.
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Die rote Suppe begleitete uns noch viele Meilen weiter raus, als wir nach Costa Rica aufbrachen. Einmal mehr hatten wir einen Termin an einem fernen Ort und der Wind war uns nicht ganz so hold. Immerhin die Hälfte der 400 sm konnten wir segeln. Und einmal drehte er auf etwas achterlicher, so dass wir ENDLICH mal unseren Spinnaker ausprobieren konnten. Er hat also tatsächlich keine unnötigen Löcher, ist extrem leicht und scheint die perfekte Grösse für uns zu haben. Weitere Tests werden folgen!
70% der Fracht, die von der amerikanischen Ostküste an die Westküste oder umgekehrt gebracht wird, schiffen sie durch den Panamakanal. Das scheint verrückt und ist es vermutlich auch. Zumindest aber führt es zu einem recht regen Schiffsverkehr der Küste entlang. Wir fühlten uns an Gibraltar erinnert. Die Nachtschichten waren manchmal etwas gar aufregend und zwei Frachter kamen uns auf alle Fälle viiiiel zu nah. *bibber* Doch all die Delfine zauberten wieder ein Lachen auf unsere Gesichter. Manche sprangen viele Meter hoch aus dem Wasser. Zwei riesige Schildkröten, vielleicht Lederschildkröten, liessen sich an unserem Schiff vorbei treiben. Und zwar so nah, dass wir erst dachten, sie seien tot. Und dann: "zrrrrr". Ein Fisch am Haken! Da war sie endlich, die Ausrede, warum ich mir mal wieder einen dekorativen Sonnenbrand holen konnte: ein Mahi Mahi (auch Goldmakrele), stolze 1.3 m lang und 9 kg schwer! Über eine Stunde brauchte ich zum Filetieren unseres bisher grössten Fangs. Belohnt wurde ich mit rohem Fisch und Reis zum Mittagessen und viel Après-Soleil vorm ins Bett gehen.
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Nach vier Tagen Überfahrt liefen wir morgens früh bei Sonnenaufgang in Golfito ein. Ja, Costa Rica - nix mehr Panama! Die Hänge sind tropisch grün und die Bucht vor dem kleinen Örtchen so gut geschützt, dass das Meer hier spiegelglatt ist. Wir kümmerten uns um den Einklarierungsmarathon und gerade noch rechtzeitig, bevor die Zollangestellten Feierabend machen wollten, brachten uns meine Eltern die nötigen Original-Bootspapiere. Direkter Import aus der Schweiz. Wie schön, meine Eltern nach einem Jahr wiederzusehen! Und zum Znacht gab's Goldmakrele - was sonst?
Letzte Änderung am 9 03 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt