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Logbuch der SY Seluna

La vache qui rit auf frischem Baguette

Tahuata

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Nach drei Tagen ist Freitag. Und so verlassen wir Fatu Hiva also an einem Freitag. Doch das heisst dann auch, dass wir erst am Freitagnachmittag in Hiva Oa wären. Und am Wochenende kann man sowieso nicht einklarieren. Also machen wir noch einen Zwischenstopp auf Tahuata. Tahuata ist bekannt für die schönsten Strände der Marquesas. Sie sind sogar weiss. Aber wer interessiert sich denn schon für weisse Sandstrände auf den Marquesas? Diese Inseln locken doch eher mit Vulkangestein und schönen Felsformationen. Allerdings hat unsere Ankerbucht noch anderes zu bieten: Delfine schwimmen vorbei, ein ganz junges Delfinbaby springt vergnügt aus dem Wasser und am nächsten Morgen kommt gar ein kleiner Mantarochen vorbei. Und so ist für uns klar: Wenn wir einklariert haben, dann kommen wir nochmal hierher zurück mit etwas mehr Zeit.

Hiva Oa

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Etwas östlich vom Hauptort Atuona ist der kleine Hafen Taahuku und hinter der Mole dürfen wir Segler ankern. Gegen Schwell ist die Bucht nicht gut geschützt und der Wind bläst so, dass ein Boot vor Anker häufig quer zu den Wellen steht. Darum liegen die meisten Yachten vor Bug- und Heckanker. Ja genau, die meisten. Die Bucht bieten vielleicht Platz für 15 Yachten, es sind aber sicher zehn mehr drin. Erst mal muss man herausfinden, wer denn nun alles einen Heckanker hat - und wo. Einmal mehr sind wir froh, eine OVNI zu haben. Wir finden zuhinterst in der Bucht einen Platz auf 1.3 Metern Wassertiefe. Ja, auch mit Heckanker, denn wir sind viel zu nah an der Mole.
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Das Einklarieren war noch selten so leicht wie hier. Die einzige Schwierigkeit ist, die Gendarmerie mal offen vorzufinden. Am Montag war "exceptionnellement fermée". Aber am Dienstag klappt's schon. Andere Segler sind öfter die zwanzig Minuten ins Dorf vor gelaufenals wir. Nach zehn Minuten ist das Formular ausgefüllt, die Pässe gestempelt. Mit dem Formular müssen wir noch rüber zur Post, um es nach Papeete zu schicken. Und so kostet das Ganze also sage und schreibe 75 Rappen - für die Briefmarke.
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Zwei berühmte Europäer hofften, hier auf Hiva Oa das Paradies zu finden. Gauguin war zu recht auf der Insel nicht beliebt. Um die Mädchen vor ihm zu beschützen, wurde eigens ein Internat gebaut. Möglichst weit weg von seinem Haus. Die Einwohner wollten Gauguin loswerden. Ganz anders aber hat sich Brel verhalten. Sie mochten ihn sehr. Das ist noch heute sehr deutlich an den beiden so unterschiedlich geschmückten Gräbern zu erkennen.
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In Atuona gibt's nicht nur einen Friedhof, sondern auch frisches Baguette! Auch sonst findet man ein paar Dinge zu kaufen. Getränke, auch einheimische Fruchtsäfte, verschiedene Büchsen. Sogar Cassoulet, Lychee und auch Kartoffeln. Letztere hab ich vorher noch nie in Büchsen gesehen. Allerlei gibt's hier zu ganz schön gesalzenen Preisen. Was sind wir froh, dass wir in Panama so viel eingekauft haben und uns hier darauf beschränken können, ein paar französische Leckereien zu erstehen, wie Käse. Naja, nicht richtigen Käse, nur eine lachende Kuh mit zwei übergrossen Ohrringen. Und wir finden in einem Kühlschrank eine Salami. Am Strassenrand kaufen wir noch zwei süsse Kürbisteigtaschen. Und immer und überall bekommen wir ein Lächeln und freundliche Auskunft. Die Marquesas sind einfach zum rundum Wohlfühlen.
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Rege genützt wird der Wasserhahn im Hafen von Atuona. Hier gibt's eine Stelle zum Waschen und daneben eine Dusche! Ich wasche, was das Zeug hält. Die ganze Wäsche seit Golfito in zwei Tagen. Dabei lerne ich verschiedene andere Segler kennen. Ein junger schwedischer Familienvater erzählt von seiner fünfjährigen Tätigkeit in Bahrain und Pakistan. Ein Kanadier schwärmt mir von den vielen Walen und Delfinen in Chile vor. Und eine junge Französin erklärt, sie sei jetzt noch zwei Wochen auf dem Schiff und kehre nun nach Frankreich zurück, um Geld für eine nächste Reise zu erarbeiten. Im Vorbeigang erzählt ein französischer Einhandsegler, er habe den ganzen Vormittag lang den Weg zu einem Wasserfall gesucht, um dann herauszufinden, dass der Weg privat und leider gesperrt ist. Und irgendwann hält ein Jeep gleich neben mir. Und der einheimische Fahrer schenkt mir eine ganze Staude Bananen. Ich bedanke mich überschwenglich, aber er winkt ab und meint, das sei ganz normal auf den Marquesas. So alltäglich Wäsche von Hand waschen für Segler auch sein mag, hier wird es einem wirklich versüsst.
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Ehrlicherweise muss ich an dieser Stelle anfügen, dass es auch Einheimische gibt, die versuchen ihre Früchte zu teilweise recht erstaunlichen Preisen an die Segler zu verkaufen. Und es wirkt auf uns etwas eigenartig, wenn eine Frau, deren Kunsthandwerk wir bestaunen, uns eine Hand Bananen für 500 Francs, also 5 Schweizer Franken, anbietet und wir tagsdarauf die über zehnfache Menge von einem Fremden einfach so geschenkt bekommen. Im Übrigen kennt man hier nicht so eine Verhandlungskultur wie in Mittelamerika. Aber mit Tauschen fährt man definitiv besser als mit Bargeld.
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Wir wollen wieder zurück nach Tahuata. Aber diesmal ist das Anker-Auf-Manöver ganz schön knifflig: Wir liegen also vor Heck- und Buganker. Der Heckanker liegt in zu flachem Wasser für unsere Seluna, links neben uns ist die Hafenmauer, rechts und vorne je ein anderes Segelboot ziemlich nah. Der Wind bläst von schräg hinten, so dass wir also am Heckanker hängen. Der Schwojraum reicht auf keine Seite aus. Es ist einfach ganz schön eng. Rückwärts gegen den Wind und am Buganker hängend können wir nicht manövrieren. Was nun? Was tun? Wir strengen unsere grauen Hirnzellen an und finden unserer Meinung nach die einzige funktionierende und wirklich sichere Lösung: wir verlängern den Heckanker und nehmen den Buganker bis auf 25 Meter hoch. Dann lassen wir den Heckanker los, Leo holt ihn mit dem Dinghy ein, während ich Seluna langsam vorwärts fahre, so dass wir beim Ausrichten in den Wind weder die Hafenmauer noch das Nachbarschiff treffen. Dann hängen wir also am Buganker. 25 Meter sind gerade genug, dass der Anker bei dem leichten Wind noch hält. Und kurz genug, um noch vor unseren nächsten Nachbarn zu bleiben. Wir haben also Zeit, den Aussenbordmotor an Bord zu nehmen. Das Dinghy ziehen wir ausnahmsweise die vier Meilen nach Tahuata hinterher. Dann nehmen wir den Hauptanker rauf, fahren aus dem Hafen. Alles wunderbar. Was sind wir zufrieden mit uns.

Tahuata

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Die erste Bucht, die wir ansteuern, ist zu rollig. Also fahren wir ein kleines Stück zurück. Eine Bucht wie aus dem Bilderbuch: zwei Sandstrände, türkises Wasser, Wellen, die an Lavafelsen spritzen und grasende, wilde Ziegen und Pferde auf den Hügeln. Hier schlagen wir uns nicht in sondern durch die Büsche, bis unsere Arme zerkratzt sind und Leos Schuhsohlen nur noch durch eine mehrfach verknotete Schnur am Schuh halten. Aber was für eine schöne Aussicht! Zwei Tage später nervt uns das Gerolle in der Bucht dann doch zu sehr. Heckanker? Hm. Aber da wir hier keine Mantas oder Delfine entdecken konnten, entscheiden wir uns für ein Verholen in die uns schon bekannte Hanamoenoa.
Letzte Änderung am 26 07 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt