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Logbuch der SY Seluna

Felsnadeln und Blumensteine

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25 Meilen von Nuku Hiva entfernt liegt Ua Pou, die jüngste Marquesasinsel. Der Wind bläst schön von querab. Wir machen gut Fahrt. Erstaunlich grosse Delfine, vermutlich die endemischen Elektra-Delfine, begleiten uns. Und dann: ein Mahi-Mahi an der Angel! Endlich mal wieder ein selbstgefangener Fisch. Zum Znacht Sashimi, zum Zmittag marquisisches Poisson Cru (siehe unsere Rezeptseite), dann noch zwei Essen mit kurz angebratenen Filets und am Ende als Brotaufstrich mit selbstgemachter Mayonnaise. Mmmmmhhhhhhh!
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Ua Pou ist die Insel für Wanderfreunde, denn es gibt tatsächlich ein paar Wege, von denen man auch weiss, dass sie exisitieren und wohin sie führen. Nicht, dass die Abzweigungen angeschrieben wären... Um 7 Uhr früh gehen wir in Hakehau los und wollen den Weg über den Pass nach Hakahetau finden. An anderen Orten würde man sich durchfragen.
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Auf den Marquesas läuft das umgekehrt. Man geht los und schon hält ein Auto und fragt, wohin man wolle. Eine Frau nimmt uns ein Stück weit mit, erklärt uns den weiteren Weg und meint zum Abschied, es tue ihr furchtbar leid, sie hätte uns doch so gern ein paar Früchte geschenkt, aber sie habe gerade keine im Auto. Weiter oben hält der nächste. Der Vater lässt seine Söhne bei uns, sie sollen uns zeigen, wo der Bergweg anfängt. Zum Glück! Wäre nicht leicht zu finden gewesen. Dann gehen wir allein weiter, durch immer wieder wechselnde Flora. Irgendwann stehen wir etwas ratlos vor einem Fels. Er ist griffig, wir klettern hinauf auf den Grat und geniessen unser Picknick mit toller Aussicht auf die charakteristischen Felsnadeln von Ua Pou.
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Dann geht's weiter über die Krete bis zum Pass, wo wir wieder einen Weg finden. Er führt uns hinunter bis nach Hakahetau. Für den Rückweg der Küste entlang nach Hakehau wollen wir etwas zu Trinken kaufen. Aber wir finden den Laden nicht gleich und gehen halt so weiter. Mit nur einem halben Liter Wasser im Rucksack und noch 17 km Weg vor uns - wie blöd kann man eigentlich sein. Wir erfrischen uns mit Zitronen, die wir am Wegrand pflücken, und sind sicher in drei Tagen sehr, sehr lustig. Nach etwa einem Drittel des Weges kommt ein Auto - das einzige Auto, das wir auf der Strecke sehen - und nimmt uns auf der Ladefläche mit.
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Glück gehabt. Es schüttelt uns durch, aber wir haben die Logenplätze mit einer genialen Sicht auf die Küste und die steilen Felsen.

Der Ankerplatz in Hakehau ist nicht gerade gemütlich. Die Mole schützt nur etwas vor dem Schwell. Aber dafür läuft immer etwas in der Bucht. Jeden Nachmittag tollen die Kinder auf dem Pier herum, springen ins Wasser und schwimmen auch unter dem Pier zwischen den Pfeilern hindurch. Sie klettern über die grossen Lastwagenpneus wieder hinauf, um wieder hinunterzuspringen oder -geschmissen zu werden.

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Wir finden's ziemlich gefährlich und bei diesem Gedanken ertappt fühlen wir uns alt. Eigentlich zu jeder Tageszeit rudern die jungen Männer ihre Runden in der Bucht mit ihren ultraleichten Auslegerkanus. Das ist der Nationalsport hier. Vor ihrem Clubhaus am Strand haben sie ein paar Open-Air-Duschen, die wir zum Wäsche waschen und ausgiebig duschen mitbenützen dürfen. Schöner duschen (vielleicht auch wohnen) können wir an unserem nächsten Halt in Hakahetau gleich unter einem überhängenden Felsen. Eigentlich wollten wir dort noch eine Wanderung zu einer der Felsnadeln machen, aber die Regenwolken blieben immer wieder an den Gipfeln hängen und bei Nässe sind die Wege nicht begehbar.
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Und überhaupt zeigte sich gerade ein Wetterfenster. Wir Segler lieben Wetterfenster und über kein anderes Thema wird hier so viel geredet.
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Für eine letzte Nacht verholen wir in die Miniaturbucht Hakaotu, spielen ausgiebig mit den Mücken. Wenn sie verschwinden, dann braucht man nur ein bisschen in den Steinen am Strand zu wühlen, schon schwirren sie einem wieder zu Dutzenden lustig um die Beine, stechen gezielt in die Stirn oder durch die Hose an den Oberschenkeln. Und so kann man also spielend nach den so seltenen "Blumensteinen" suchen.
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Es gibt sie überhaupt nur hier an ein paar Stränden von Ua Pou und noch irgendwo in Brasilien. Mit juckenden Beinen und einem Säckchen voller Steine (aber selbst der Nebenfach-Chempologe Leo ist sich nicht sicher, ob denn ein Blumenstein mit dabei ist) geht's am nächsten Morgen los. Das Wetterfenster hält, was es verspricht. Die fünf Tage Überfahrt zu den Tuamotus sind tatsächlich sehr ruhig, kaum Welle, meistens genügend Wind und nur nachts ab und zu eine kleine Regenfront. Natürlich immer in meiner Schicht. Unterwegs erfüllt mir der Pazifik sogar meinen Geburtstagswunsch, wenn auch zugegebenermassen mit einem Tag Verspätung. Zwei Wale, vermutlich Buckelwale, kommen auf zehn Meter an unser Schiff heran, beäugen uns neugierig und begleiten uns eine halbe Stunde. Wie lange haben wir schon keine Wale mehr gesehen!
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Dann tauchen ein paar Palmen am Horizont auf. Der Pass ist klar erkennbar, unsere Strömungsberechnung scheint richtig. Der Ebbstrom fliesst noch mit etwa zwei Knoten hinaus, aber damit kommen wir klar. Wir fahren hinein in unser erstes Atoll: Makemo. Glasklares Wasser, bunte Fische, Palmenstrände, ein Südseeparadies eben - nur halt ohne Hotels und Jetskis und all dem anderen Kram, den man in den Prospekten so sieht. Unsere Seluna liegt ganz allein im kitschig-türkisen Pool. Man sieht jedes Steinchen am Grund. Und so ruhig war's das letzte Mal auf dem Trockendock...
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Letzte Änderung am 26 08 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt