Logo

Logbuch der SY Seluna

Auf nach Tahanea

Die Passdurchfahrten in den Tuamotus wollen gut auf die Gezeitenströme abgestimmt sein. In manchen Pässen gibt es bis zu 10kn Strömung. Und da das mehr ist als Seluna kann, ist der richtige Zeitpunkt nicht nebensächlich. Wir haben also unsere Ausfahrt aus Makemo gut "getimed". Wenn nur das kleine Wörtchen eigentlich nicht wär... Wir wollten los, aber der Anker wollte noch ein bisschen bleiben. Wir brauchten weit über eine Stunde, bis wir das Ankergeschirr aus den Korallenblöcken befreit hatten. Dann aber ging's dafür um so rascher durch den Pass - die Ebbströmung schob uns mächtig schnell ins Freie. Alles ging gut.
20130905_192951_610.jpg
Wir hatten alle unsere Bücher studiert und gar unseren Freund Ralph um eine Internetrecherche gebeten. Nirgendwo waren die beiden nächsten Atolle bzw. ihre Pässe wirklich beschrieben. Wir wurden neugierig. Der einzige Pass nach Tuanake ist im Süden der Insel. Und bei Südschwell von nur einem Meter sah er kriminell gefährlich aus. Die Wellen brachen sich auf der ganzen Breite des Passes und es war nicht wirklich ersichtlich, wie man zwischen den Korallenblöcke in der Einfahrt hindurch fahren sollte.
20130906_012540_350.jpg
Nein, hier soll unsere Reise nicht enden. Also weiter, am kargen Hiti vorbei zur Insel Tepoto. Wow! Was für ein Anblick! Ein Miniatoll mit nur etwas mehr als einem Kilometer Durchmesser. Der Pass war schnell gefunden, aber sah gar eng aus. Auch ein Blick von den Salingen machte es nicht klar, ob wir uns da hinein wagen könnten. Doch die Lagune war sehr verlockend - knalltürkis, flach und spiegelglatt. Wir nahmen das Dinghy vom Deck, packten den Motor und Leo drauf. Ich drehte mit Seluna Kreischen, bis Leo wieder zurück war. Er schätzte die Breite des Passes auf etwa sechs Meter, wobei aber Unterwasserfelsen und auch eine ziemliche Strömung die Durchfahrt erschwerten. Hm. Neee. Oder vielleicht doch? Nee. Also suchten wir an der Aussenseite nach einem Ankerplatz, wurden aber auch hier nicht fündig. Auf der ruhigeren Seite war nur Korallenfels, der sofort sehr steil abfiel. Die Tausend-Meter-Linie ist nicht weit von der Insel entfernt. Wie schade! Wir stellten den Motor aus, assen Abendbrot und liessen uns dabei im Lee vom wenigen Wind langsam von der Insel wegtreiben.
tahanea_610.gif
Nun lagen 22 Meilen vor uns und eine lange Nacht. Vor Tagesanbruch konnten wir unmöglich in Tahanea einlaufen. 22 Meilen in 14 Stunden. Nur zwei Quadratmeter Genua rollten wir aus und mussten dennoch einen Umweg segeln (schaukeln?), um nicht zu schnell zu sein.
20130908_011452_610.jpg
Am nächsten Morgen lagen die drei Pässe von Tahanea vor uns. Alle schön nebeneinander. Die Ebbströmung war noch ziemlich stark, aber wir hatten keine Lust mehr zu warten. Langsam schoben wir uns unter viel Gas durch den grössten Pass, den Teavatapu. Gut vier Knoten Gegenströmung, welche gemeinerweise etwas schräg durch den Pass fliesst und einen langsam ans Westufer drückt, wenn man nicht aufpasst. Geschafft. Im Süden der Insel finden wir einen wunderschönen und gut geschützten Ankerplatz. Einsam wird er erst am nächsten Tag, als die beiden französischen Schiffe mit einem medizinischen Notfall an Bord nach Fakarava aufbrechen.
20130906_195107_350.jpg
Wir sind allein. Türkises Wasser. Bildschöne kleine Motus mit Palmen und Büschen, mit Fregattvögeln und Kokoskrabben - letztere sind übrigens eine Delikatesse! Stellt Euch einfach Krabbenfleisch vor, das lecker nussig schmeckt. Einmal sehen wir gar einen Wal im Atoll springen. Nur ist er leider ziemlich weit weg. Wir holen die Sonnencreme, schlüpfen ins Badezeug, packen die Neoprenanzüge und alles, was es sonst noch zum Schnorcheln braucht, auch die Kamera natürlich. Und die ganze Zeit beobachten wir den Wal und hoffen inständig, er möge etwas näher heranschwimmen. Doch leider haben wir kein Glück. Er schwimmt davon.
20130911_021912_610.jpg
Am nächsten Tag gesellt sich das österreichische Schiff Itchy Feet zu uns und zusammen warten wir darauf, dass der kräftige Passat wieder etwas nachlässt. Gemeinsam gehen wir nachts auf dem Riff spazieren und versuchen dabei nicht über die zahlreichen im freien Wasser schlafenden Muränen zu stolpern. Wir geniessen die Zeit mit Maria und Alex. Es ist so schön, beim gemütlichen Beisammensein wieder einmal reden zu können, wie einem der Schnabel gewachsen ist.
20130917_224937_350.jpg
Während wir fleissig ein Buch über österreichische Mehlspeisen studieren, nimmt der Wind ab. Frisch inspiriert backe ich Leo eine mehrschichtige Geburtstagstorte und dann brechen wir auf. Denn nicht nur Alex' und Marias Füsse jucken. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem Minimotu zieht's uns zum Ankerplatz bei den drei Pässen. Unterwegs schwimmt uns ein Wal entgegen. Ach, uns gefällt's hier!
20130922_022352_610.jpg
20130911_005609_350.jpg
Türkises Wasser, leuchtend weisse und rosa Strände, Kokospalmen - hatten wir das nicht schon einmal? Nein, tatsächlich ist Tahanea doch recht anders als Makemo. Hier hat es bedeutend weniger Haie und praktisch überhaupt gar keine Seegurken, dafür weit mehr Vogel-, Fisch- und Muschelarten. Tahanea ist Naturschutzgebiet und nur ein einziger Bewohner, ein Fischer, soll hier leben. Gesehen haben wir ihn nie.
Letzte Änderung am 23 10 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt