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Logbuch der SY Seluna

Zum Aufwärmen:

330 Seemeilen von Golfito nach Isla del Coco

Am Samstag, 16. März, war's so weit: Wir warfen die Boje in der LandSea-Marina und segelten aus der Bucht. In der Tasche hatten wir den Permiso, um das Naturschutzgebiet Isla del Coco besuchen zu dürfen. Offiziell müsste man allerdings nach dem Besuch der Insel wieder nach Golfito zurückkehren, um dann auszuklarieren. Der Beamte in Golfito erklärte uns dies mit etwas Nachdruck: Es gäbe Kontrollen, und die Seepolizei würde uns gleich ins Gefängnis stecken, wenn sie uns erwischten. Also liebe Kinder: Nicht zu Hause nachmachen.
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In Puerto Jimenéz legten wir noch einen kleinen Zwischenstopp ein, um den Rumpf zu schrubben. War allerdings nicht wirklich nötig. Und dann ging's los. Ein leichter Wind weht aus Norden, wir setzen Segel und lassen die costaricensische Küste hinter uns. Das Meer ist hier so voller Leben, dass die ersten zwei Tage auf See wie im Flug vergehen. Wohin wir auch blicken, ringsum springen Delfine, ein paar schwimmen in Selunas Bugwellen.
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Auch nachts kommen sie zu uns. Das Plankton leuchtet bei jeder Bewegung im Wasser so hell auf, dass wir sogar beobachten können, wie die Delfine hinauf- und hinunterschwimmen, wie sie Haken schlagen und springen.
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Seemöven, Seeschwalben und Fregattvögel gehen auf Fischjagd und ab und an sehen wir die beeindruckende Rückenflosse eines Marlins. Selten auch einmal einen springen. Tatsächlich ist gar ein Sportfischer bis hier hinaus gefahren und erzählt uns am Funk stolz von seinem reichen Fang. Wir ziehen weiter, ohne Fisch an der Angel, aber dafür haben wir einen Vogel. Eine kleine Schwalbe fliegt mehrmals vollkommen ohne Scheu zwischen Bimini und unseren Köpfen hindurch auf der Suche nach einem angenehmen Ort für die Nachtruhe. Am Ende entscheidet sie sich für eine gespannte Schnur unter den Solarzellen. Und dort bleibt sie bis zum Morgengrauen.
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Am vierten Tag zieht von Süden her eine dunkle Front auf. Wir müssen hindurch. Links und rechts von uns bildet sich je eine Wasserhose aus. Was nun? Wir starten den Motor, bergen die Segel und fahren in der Mitte durch. Alles geht gut. Auf der Rückseite erwartet uns dichtester Regen. Wir können kaum weiter schauen als bis zu unserem eigenen Bug. Und irgendwo hier verlässt mich so ein bisschen der Mut. Nicht wegen des Regens. Dagegen hilft das Ölzeug. Nein, kurz vor unserer Abreise in Costa Rica haben wir uns den IMAX-Film über Isla del Coco angeschaut. Sein treffender Name: Island of the sharks. Also, was um alles in der Welt will ich eigentlich da?!? So ganz geheuer waren mir schon die Riffhaie in Guna Yala nicht. Aber hier soll's ja noch ganz anderes, weniger harmloses geben... Ich beruhige mich mit dem Gedanken an ein paar nette Landausflüge. Vielleicht muss ich ja nicht unbedingt ins Wasser...
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Nach ein paar Stunden ist der Spuk vorbei. Der Himmel lichtet sich, ein paar Sterne funkeln am Himmelszelt und weiter unten funkeln die Scheinwerfer der Fischerboote. Weit kann es also nicht mehr sein! Hier, 500 km vor der costaricensischen Küste, steigt der Meeresboden um die 2000 Meter an. Der nährstoffreiche Humboldtstrom - ja, der schon wieder -, wird an den Flanken dieses Unterwasserberges hochgeleitet. Das Ergebnis: pura vida! Das wissen auch die Fischer. Und sie würden gerne noch viel näher an der Insel fischen, aber das Meer ist 12 Seemeilen rund um die Insel streng geschützt: UNESCO Weltnaturerbe. Wir manövrieren also zwischen den Fischern hindurch und im Morgengrauen haben wir unser Ziel vor Augen: Isla del Coco.
Letzte Änderung am 30 04 2013 durch Gesina und Leo. Feedback/Kontakt